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Langsames Reisen: Was ist Slow Travel?

Langsames Reisen zählt zu einem der großen Reisetrends für 2023, wenn man diversen Vorhersagen und Analysen glaubt. Das kann ich nur begrüßen, schließlich ist Slow Travel eine meiner liebsten Arten zu reisen. Das was genau ist eigentlich Slow Travel – und was ist es nicht? Ein Überblick zur Definition von Slow Travel, zu Mythen und Vorurteilen über das langsame Reisen und meine Slow-Travel-Tipps.

Warum ist Tracks and the City ein Slow Travel Reiseblog?

Irgendwann im Laufe der letzten Jahre hat sich meine Art zu reisen verändert. Während ich früher noch sehr häufig unterwegs war und die Tage von morgens bis abends sehr vollgepackt waren, versuche ich nun, eher seltener, dafür aber länger unterwegs zu sein.

Zwischenruf: Slow Travel bedeutet übrigens nicht automatisch, wochenlang an einem Ort zu bleiben und ich bin mir meines Privilegs, von überall aus arbeiten zu können, durchaus bewusst. Auch in einem Angestelltenverhältnis mit einer fixen Zahl an Urlaubstagen kannst du langsam reisen und Slow Travel funktioniert sogar wunderbar vor der eigenen Haustür!

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Und als Reisebloggerin bin ich natürlich immer wieder auf Recherche- und Pressereisen unterwegs, die alles andere als gechillt sind und wo es meist darum geht, möglichst viel Content in möglichst kurzer Zeit einzufangen. Das ist aber eben (ein Teil meiner) Arbeit. Trotzdem ist Tracks and the City für mich ein Slow Travel Reiseblog, aus verschiedenen Gründen. Um diese zu beantworten, will ich erst einmal eine Definition von Slow Travel beschreiben, die für mich passt.

Ein kurzer Disclaimer vorab: Meine Art zu reisen ist nicht besser als deine! Es ist nur das, was am besten für dich passt. Vielleicht kann ich dich ja ein wenig für Slow Travel begeistern.

slow travel definition
Slow Travel, das heißt auch: Entschleunigung

Was ist Slow Travel? Eine Definition

Ein Teil der Definition von Slow Travel liegt natürlich schon im Namen: “slow” = “langsam”. Bedeutet das nun, dass du nur noch zu Fuß unterwegs sein sollst? Während Fernwandern sicherlich eine bestimmte Art von Slow Travel ist, umfasst diese Art zu reisen natürlich noch viel mehr.

Slow Travel ist laut Definition (Quelle: Wikipedia) als ein Reisekonzept zu verstehen, das als Alternative zum Massentourismus gilt, und das sich aus der Slow-Food-Bewegung heraus entwickelt hat.

Als Charakteristika für Slow Travel gelten folgende Punkte:

  • Verbundenheit mit den Menschen, ihrer Kultur und ihrem Essen
  • Reisen zur Bildung und emotionalen Weiterentwicklung
  • nachhaltiges Reisen
  • persönliches Bewusstsein der Reisenden
slow travel definition
Durchatmen: Selbst auf Mallorca kann man langsam reisen.

5 Vorteile von Slow Travel

Für mich hat Slow Travel viele Vorteile (logisch, sonst würde ich hier ja nicht so begeistert davon erzählen), wie z.B.:

1. JOMO statt FOMO

“Joy of missing out” statt “Fear of missing out” – statt dem Abklappern von Sehenswürdigkeiten und dem Abhaken von Dingen auf meiner Bucketlist genieße ich es mittlerweile auch, mich einfach nur treiben zu lassen. Ein wahre Wohltat für mein ansonsten sehr aktives “monkey mind”, das hier zur Ruhe kommen kann.

2. Echte Verbindungen herstellen

Klar, man muss es hier nicht über-romantisieren, auch Slow Travel heißt nicht automatisch “eat pray love” und du solltest auch nicht zwingend erwarten, auf dem Trip die Liebe deines Lebens zu treffen (Kommt aber auch vor, siehe in meinen Reisegeschichten über die Liebe).

Was ich aber beim langsamen Reisen liebe, ist beispielsweise, jeden Morgen im selben Café meinen Cappuccino (oder meine meia de leite) zu trinken, ein paar nette Worte mit der Inhaberin oder dem Barista zu wechseln oder gleichgesinnte bei Aktivitäten vor Ort kennen zu lernen. Früher war viel via Couchsurfing unterwegs – mit einigen meiner Gastgeber und Gäste bin ich bis heute befreundet!

3. Lebenslange Erinnerungen schaffen

Das ist eigentlich eine logische Folge von Punkt 2. Ich erinnere mich nicht exakt an den Tag, an dem ich Westminster Abbey, das Kolosseum oder den Eiffelturm zum ersten Mal gesehen habe. Natürlich erinnere ich mich an die jeweiligen Sehenswürdigkeiten, aber ich weiß weder, wie genau ich mich dabei gefühlt habe, oder was ich davor oder danach getan habe.

An welches Gefühl ich mich hingegen ganz genau erinnere ist der Moment, in dem ich zum ersten Mal ein Blöchla gegessen und mich dabei mit einer Fränkin über das Blöchlabacken mit ihrer Großmutter unterhalten habe. Oder als mir zwei Läufer ihren Kiez bei einem Lauf durch Glasgow gezeigt haben. Nur zwei von vielen, vielen erinnerungswerten Momenten beim Slow Travelling.

4. Den Horizont erweitern

Auch wenn ich mir für relativ offen und einigermaßen aufgeklärt halte, in vielen Bereichen bin ich garantiert sehr unwissend. Meine eigene Ignoranz wird mir oft dann bewusst, wenn ich meine Komfortzone verlasse und ich auf meinen Reisen alles auf mich zukommen lasse.

So habe ich mich nach einer kurzen Bekanntschaft im Zug direkt der Wandergruppe meiner Sitznachbarin im englischen Peak District angeschlossen und wurde dabei sehr schnell demütig, denn meine Fitness entsprach nicht annähernd der meiner Mitwanderer. Die hat das aber überhaupt nicht gestört, sondern haben mich stetig ermutigt und hatten auch kein Problem damit, öfter mal Pausen zu machen. Eine gute Lektion für mich, mich mal mehr zu trauen und mehr auf Leute zuzugehen.

5. Zurückgeben

Als Slow Traveller bekommt man so viel von seinem Reiseziel: Erlebnisse, die im Gedächtnis bleiben, Verbindungen mit Menschen, echte Entdeckungen – der wahre Slow Traveller gibt aber auch etwas zurück. Sei es, in dem du etwas von seinem Geld da lässt (für Übernachtungen, für Mitbringsel aus kleinen inhabergeführten Geschäften etc.) oder z.B. indem du dein eigenes Haus für andere Reisende öffnet (z.B. über eine Haustauschplattform).

Ein Geben und Nehmen, das so viel mehr ist, als nur ein reines Konsumieren von Sehenswürdigkeiten und Must Dos.

Slow Travel Unterkunft
Authentisch wohnen, zum Beispiel als Katzensitter

Wie ich langsam reise: Meine Slow Travel Routine

Ich habe mir nicht von einem Tag auf den anderen überlegt, jetzt nur noch Slow Travel zu praktizieren. Aber als ich von diesem Reisekonzept zum ersten Mal gehört hatte ist mir aufgefallen, dass meine Art zu reisen in vielen Punkten identisch ist. Die Betonung liegt hier auf “in vielen Punkten”, denn manches mag ich mir gar nicht anmaßen.

Reisen per se ist nicht nachhaltig – wäre man wirklich konsequent, wäre das Nicht-Reisen die einzig wirklich nachhaltige Art. Und ich bin auch immer noch mit dem Flugzeug unterwegs, wenn auch nicht immer mit dem reinsten Gewissen, aber das ist eine andere Geschichte.

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Unterwegs mit einem lokalen Tourguide: Hier mit Isla Bonita Tours auf La Palma

Darauf versuche ich bei meinen Reisen zu achten:

  • Länger am selben Ort zu bleiben – das ist mir unter anderem möglich, wenn ich eine Workation mache.
  • Wenn ich kurz unterwegs bin, schaue ich auch gerne nach Unterkünften mit einem Nachhaltigkeitskonzept, wie z.B. dem Green City Vauban in Freiburg.
  • Öfter an den selben Ort zurückzukehren. Manche Orte – wie Madrid, Mallorca oder Porto – fühlen sich für mich fast wie eine zweite (dritte, vierte…) Heimat an. Bei jedem Besuch werde ich entspannter und ruhiger und habe weniger “Entdeckungsdrang”, sondern lebe ein wenig den typischen Alltag mit.
  • Meine eigene Heimat besser kennen zu lernen. Slow Travel geht auch durch Mikroabenteuer – hallo Berlin, hallo Brandenburg! Und auch meine alte Heimat, den Bodensee, habe ich in den letzten Jahren ganz neu entdeckt.
  • Mich mit den Menschen vor Ort zu treffen – zum Beispiel indem ich Leute aus der remote Work-, Blogger- oder Reisecommunity treffe, an einem Lauf oder einer Wanderung teilnehme.
  • Regionale Spezialitäten entdecken – und die Akteure dahinter kennen zu lernen.
  • Möglichst “authentisch” zu wohnen, z.B. indem ich via Wohnungstausch oder Tiersitting unterkomme.
  • Mein Geld sinnvoll investieren: In lokale Läden und Businesses, für unabhängige Tourguides….
  • Weniger planen, mehr auf mich zukommen lassen.
  • Leicht reisen. Minimalistisches Reisegepäck gehört zwar nicht offiziell zu den Kriterien von Slow Travel, für mich bedeutet es aber oft maximale Flexibilität. Ich bin mit meinem Handgepäckrucksack von WAYKS* auch schon mal problemlos drei Stunden durch Edinburgh spaziert, weil alle Schließfächer belegt waren und ich erst spät in meine Unterkunft einchecken konnte – undenkbar mit größerem Gepäck oder einem Trolley (wer die Pflasterstraßen Edinburghs kennt weiß, wovon ich rede).
Slow Travel Definition lokale Kultur
Slow Travel heißt Lernen über die Kultur – das kann auch Weinkultur sein, wie hier auf La Palma.

Slow Travel Reisetipps

  • Lass dir Zeit. Wenn du kannst.
  • Tauche ein in die lokale Kultur. Einen guten ersten Überblick geben kann z.B. eine Food-Tour mit einem lokalen Guide oder ein Spaziergang zu besonderen, touristisch nicht so sehr frequentierten Orten.
  • Lerne etwas über die dich umgebende Natur. Das geht zum Beispiel ganz toll über eine Rangerwanderung.
  • Esse das, was vor Ort gegessen wird. Kaufe auf dem Markt ein, bevorzuge inhabergeführte Cafés und Restaurants, nimm an einem Kochkurs teil.
  • Packe deinen Tag nicht von morgens bis abends voll, sondern vertraue auf die Magie des Zufalls und…
  • …lass dich treiben. Du brauchst Inspiration – geh in ein Museum, aber nehme dir nur einen Raum vor, statt durch das ganze Gebäude zu hetzen. Du bist ein wenig erschöpft und willst dich einfach nur berieseln lassen? Geh ins Kino (vorausgesetzt, du sprichst die Sprache) – ohne schlechtes Gewissen, selb st wenn die Sonne scheint und es eigentlich so viel zu sehen gibt. Und wenn du einfach nur den halben Tag im Park sitzen und ein Buch lesen willst, ist das auch OK. Du bestimmst dein Tempo (und wenn du nicht alleine reist, dann versuche, einen Kompromiss zu finden).
  • Mache Slow Travel zu deiner Einstellung. Keine Urlaubstage mehr? Slow Travel geht auch zu Hause. Suche dir einen Spaziergang in deiner Umgebung aus, eine Region, in der du noch nie warst, ein Restaurant mit einer Küche, die du noch nie probiert hast. Nimm an einer Tour in deiner eigenen Stadt teil oder lerne etwas neues.
gofio la palma slow food
Slow Travel heißt, auch mal außerhalb der eigenen Komfortzone zu essen: Schonmal Gofio probiert?

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