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Pfahlbauten Unteruhldingen

UNESCO Welterbe am Bodensee

Das kulturelle Erbe am Bodensee: Die UNESCO Welterbestätten der Bodenseeregion.

Bodensee Region zwischen Deutschland, Österreich und der Schweiz

Die Bodensee-Region zählt zu den beliebtesten Ausflugszielen in Deutschland. Der 63 Kilometer lange See ist mit einer Gesamtfläche von 536 km² riesig, doch weil er nicht vollständig in Deutschland liegt, zählt er nach dem Müggelsee in Berlin nur als zweitgrößter See Deutschlands. Die Lage des Bodensees im Alpenvorland zwischen Deutschland, Österreich und der Schweiz, die vielen schönen Orte entlang des Sees sowie der Bodensee-Radweg mit 260 Kilometern Länge machen den Bodensee so attraktiv als Urlaubsregion.

Als wären das noch nicht ausreichend Gründe für einen Besuch der Bodenseeregion, kann die Gegend auch noch drei UNESCO Welterbestätten vorweisen: Die Pfahlbauten Unteruhldingen (als Teil der Pfahlbauten um die Alpen), die Klosterinsel Reichenau und der Stiftsbezirk St. Gallen.

Pfahlbauten Unteruhldingen: Weltkulturerbe am Bodensee

Fast jeder, der seine Jugend in der Bodenseeregion verbrachte, ist irgendwann als Klassenausflug zu den Pfahlbauten gefahren – auch ich. Als junge Schülerin fand ich die im Wasser auf Stelzen stehenden Häuser zwar cool, so richtig bewusst wie besonders das ist, war mir das damals allerdings noch nicht. Nicht nur handelt es sich beim Ensemble der „Pfahlbauten“ um das älteste archäologische Freilichtmuseum Deutschlands, sondern ein bestimmter Teil der prähistorischen Pfahlbauten ist seit 2011 Weltkulturerbe der UNESCO. Um es genau zu machen: Nicht das Museum ist Weltkulturerbe, sondern das Pfahlbaufeld Unteruhldingen-Stollenwiesen, das sich ungefähr einen halben Kilometer vom Museum entfernt befindet.

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Pfahlbauten Unteruhldingen

Bei den zu besichtigenden Pfahlbauten handelt es sich um eine Rekonstruktion von 23 Pfahlbauhäusern, die im Wasser stehen und die man über einen Holzsteg erreicht. Im Pfahlbaumuseum Unteruhldingen kannst du Objekte aus der Bronze- und Steinzeit besichtigen, die den Alltag unserer Vorfahren bis zum Jahr 3.900 vor Christus veranschaulichen. Absolut faszinierend und den Eintritt von 12€ definitiv wert.

Pfahlbauten Bodensee Information

Pfahlbautenmuseum Unteruhldingen, Strandpromenade 6 88690 Uhldingen-Mühlhofen. Wieder geöffnet ab März 2022, aktuelle Öffnungszeiten und Eintrittspreise siehe Website.

Pfahlbauten: Tipps für die Umgebung

Eine der wichtigsten Bodensee Sehenswürdigkeiten, die Wallfahrtskirche Birnau, befindet sich ungefähr dreieinhalb Kilometer vom Pfahlbautenmuseum entfernt. Der Wanderweg Bodensee-Rundweg führt dorthin und auf dem Weg gibt’s bei guten Wetter (bzw. Föhn) eine spektakuläre Alpensicht obendrauf.

Die Stadt Überlingen am See ist ideal für einen Nachmittag zum Spazieren oder Kaffeetrinken – hier gibt es auch die längste Promenade am Bodensee und an warmen Sommertagen kommt man sich hier fast vor wie auf der Promenade des Anglais in Nizza.

Einkehren: Im Gästehaus Mäder am Hafen in Uhldingen sitzt man auf der großen Terrasse direkt am Bodensee, ideal für ein Radler oder Kaffee und Kuchen. Den besten Fisch gibt’s im Bistro der Uhldinger Fischtheke (Poststraße 8).

Tipps: Im Winter spielt Überlingen eine große Rolle bei der Fasnacht am Bodensee – hier findet der „Hänselejuck“ statt, ein Umzug mit über 1.500 Teilnehmern.

Klosterinsel Reichenau: UNESCO Welterbe am Bodensee

Viereinhalb Kilometer lang, eineinhalb Kilometer breit: Die Insel Reichenau im Bodensee ist von ihrer Fläche her nicht groß, wohl jedoch von ihrer Bedeutung. Zum einen ist sie als „Gemüseinsel“ und für ihre fruchtbaren Böden bekannt: Seit jeher – und auch heute noch – werden hier Salat, Kohl, Bohnen, Zucchini, Kräuter und einiges mehr angebaut.

Zum anderen kennt man die Reichenau auch unter dem Begriff „Klosterinsel“, deren Reichenauer Abtei einst ein bedeutendes geistiges Zentrum des Abendlands war. Initiiert wurde der Aufschwung der Insel vom Heiligen Pirmin, der sich im Jahr 724 hier niederließ und ein Benediktinerkloster errichtete. Bis in 11. Jahrhundert sollten viele weitere Gotteshäuser folgen – über 20 Kirchen und Kapellen gab es dort einst.

Seit dem Jahr 2000 ist die Reichenau UNESCO-Weltkulturerbe, streng gesehen wurden allerdings nur den drei romanischen Kirchen der Insel mit dem Titel ausgezeichnet: Die Kirchten St. Peter und Paul, St. Georg sowie das Münster St. Maria. Die in St. Georg enthaltenen frühmittelalterlichen Wandmalereien zeugen von der kulturellen Bedeutung der „Reichenauer Malerschule“ – sie zählen zu den best erhaltenen Wandmalereien weltweit. Im Münster St. Maria sind in der Schatzkammer wertvolle Schätze aufbewahrt und die in St. Peter und Paul enthaltenen ottomanischen Wandmalereien gelten als „das nördlich der Alpen einzige erhaltene Beispiel einer vollständigen Kirchenausmalung aus dem 10. Jahrhundert.“ (Zitat welterbedeutschland.de).

Unesco Welterbe Kloster Insel Reichenau
Klostergarten auf der Insel Reichenau

UNESCO Weltdokumentenerbe Insel Reichenau

Die Insel Reichenau kann noch ein weiteres UNESCO-Welterbe für sich verbuchen: 2003 wurden die Buchmalereien des Benediktinerklosters, die heute im Museum Reichenau ausgestellt sind, in die Liste des UNESCO Weltdokumentenerbe aufgenommen.

Museum Insel Reichenau

Neben den drei romanischen Kirchen der Reichenau gibt es auf der Insel insgesamt vier Museumsgebäude, in denen den Besuchern das Weltkulturerbe „Klosterinsel Reichenau“ näher gebracht wird. Neben den kleineren Museumseinheiten bei St. Peter und Paul erfährt man im neuen Museumsgebäude Wissenswertes über die Baugeschichte, die Reichenauer Buchmalerei und die Reliquienverehrung. A propos: Letztere kannst du eindrucksvoll bei den Reichenauer Inselfeiertagen erleben, die drei Mal im Jahr stattfinden.

Das historische „Alte Rathaus“, das als eines der ältesten Fachwerkhäuser in Süddeutschland gilt, wird von der Geschichte der Reichenauer Bürger erzählt. Die absolut sehenswerte Schatzkammer des Münster St. Maria und Markus kann man nur im Rahmen einer Führung besichtigen, mehr Informationen dazu findest du auf der Website des Reichenau Museums.

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St. Peter und Paul Kirche auf der Insel Reichenau

Insel Reichenau: Anfahrt

Wie kommt man nun auf die Insel Reichenau? Die Insel Reichenau liegt am Untersee des Bodensees. Seitdem 1838 ein Damm aufgeschüttet wurde, ist die Insel mit dem Festland verbunden. Die Anfahrt auf die Insel Reichenau ist wunderschön: von Konstanz fährt man über eine Alle, die rechts und links mit Pappeln gesäumt ist – hier endet auch die deutsche Alleenstraße, dich hoch oben im Norden auf einer anderen Insel beginnt: der Insel Rügen. Fast noch schöner ist die Fahrt auf die Insel Reichenau mit dem Schiff. Meine Lieblingsroute ist mit der Solarfähre vom Schweizer Ufer in Mannenbach, den Fahrplan findest du hier. Weitere Schifffahrtsrouten zur Reichenau erfährst du auf der Website der Bodensee-Schiffsbetriebe.

Klosterinsel Reichenau: Tipps für die Umgebung

Rund um die Insel Reichenau gibt es zahlreiche Bodensee Sehenswürdigkeiten zu entdecken. Ein Geheimtipp, den nicht jeder Tourist kennt, ist die kurze Fahrt mit der Solarfähre von der Insel Reichenau ans Schweizer Ufer Mannenbach. Von dort aus führt ein kleiner Fußmarsch zum Arenenberg, auf dem sich das Napoleonmuseum Arenenberg befindet. Das Schloss diente der ehemaligen holländischen Königin Hortense de Beauharnais und dem späteren französischen Kaisers Napoleon III. als Wohnsitz und kann heute besichtigt werden – zudem hat man von dort eine fantastische Aussicht auf den Bodensee.

Unweit der Reichenau befindet sich die Konzilstadt Konstanz mit seiner schönen Altstadt und der vorgelagerten Blumeninsel Mainau.

Tipp: Individuelle Konstanz Stadtführung buchen*

Stiftsbezirk St. Gallen: UNESCO Weltkulturerbe

Die Schweizer Stadt St. Gallen liegt zwar einige Kilometer südlich vom Bodensee, jedoch direkt am Fluss Steinach, der direkt in den Bodensee fließt – deshalb kann man den Stiftsbezirk St. Gallen getrost in die Reihe der UNESCO Welterbestätten am Bodensee zählen.

1983 wurde die Stiftskirche mit samt der Stiftsbibliothek und dem Klostergebäude in die Liste der UNESCO Weltkulturerbe aufgenommen – gut 1371 Jahre nachdem der Mönch Gallus an diesem Ort eine Einsiedelei errichtete. Die Stiftsbibliothek, die 1755 erbaut wurde, beherbergt über 2000 Handschriften und rund 150.00 Bücher und ist zudem eine der ältesten und größten Klosterbibliotheken weltweit. Absolut überwältigend ist nicht nur die Bibliothek, sondern auch die Stiftskirche mit den markanten Zwillingstürmen: Die Opulenz und Pracht zeigt sich an jeder Ecke, von den Stuckreliefs über die Beichstühle und geschnitzten Bankdocken bis hin zu den Altären.

Prächtig: Die barocke Ausgestaltung der Stiftskirche & Kathedrale St. Gallen

Stiftskirche St. Gallen: Besichtigung

Die verschiedenen Bestandteile des Stiftsbezirk St. Gallen kann man besichtigen: Das älteste Klosterarchiv der Welt, den Gewölbekeller, die Kathedrale sowie die barocke und prächtige Stiftskirche. Die Eintrittspreise und aktuellen Öffnungszeiten erfährst du auf der Website des Stiftbezirk St. Gallen. PS: Es gibt dort auch ein kleines Kloster-Bistro mit lokalen und regionalen Produkten sowie einem Mittagstisch.

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Stiftskirche St. Gallen

Stiftsbezirk St. Gallen: Anfahrt

St. Gallen befindet sich im Nordosten der Schweiz und südlich des Bodensees. Der Stiftsbezirk lässt sich sehr gut mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen: Von St. Gallen Hauptbahnhof läuft man zu Fuß in unter zehn Minuten, alternativ gibt es die Buslinie 11, die einen direkt zum Stiftbezirk fährt.

Tipp für St. Gallen: Die Altstadt St. Gallen per Schnitzeljagd entdecken*

Stiftsbezirk St. Gallen: Tipps für die Umgebung

Von St. Gallen ist es nur ein Katzensprung bis zum Bodensee. Die Hafenstadt Romanshorn ist nicht nur an sich sehenswert, von dort aus fährt auch die Bodensee-Fähre auf die andere Seeseite nach Friedrichshafen in Deutschland. Generell liegt St. Gallen sehr attraktiv im Vierländereck Deutschland-Schweiz-Liechtenstein-Österreich. Lohnenswerte Ausflugsziele sind z.B. das österreichische Bregenz am Ostufer des Bodensees mit seiner weltberühmten Seebühne oder das malerische Lindau mit seiner Altstadtinsel auf der deutschen, bayerischen Bodenseeseite.

UNESCO Welterbe in Baden-Württemberg

In Baden-Württemberg gibt es insgesamt sieben UNESCO-Welterbestätten:

  • Zisterzienserkloster Maulbronn (Welterbe seit 1993)
  • Klosterinsel Reichenau im Bodensee (Welterbe seit 2000)
  • Obergermanischer-Raetische Limes (Welterbe seit 2005)
  • Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen (darunter Unteruhldingen, Welterbe seit 2011)
  • Le Corbusier-Häuser in der Weissenhofsiedlung Stuttgart (Welterbe seit 2016)
  • Höhlen und Eiszeitkunst der Schwäbischen Alp im Ach- und Lonetal (Welterbe seit 2017)
  • Baden-Baden/Great Spas of Europe (Welterbe seit 2021)