In unmittelbarer Nähe der Plaza Mayor in Madrid, genauer gesagt in der Calle Cuchilleros Nr. 17, befindet sich das Restaurant Botín. Es gilt als das älteste Restaurant der Welt.
Inhalt des Artikels
- Nur einmal geschlossen in 300 Jahren: Restaurante Botin in Madrid
- Botín: Die Geschichte des ältesten Restaurants der Welt
- Hemingway, Goya & Co: Berühmte Gäste im Botín
- Die Spezialität des Hauses: Spanferkel
- Führung durch das Restaurante Botín
- Das Essen im Restaurante Botín
- Ist das Botín wirklich das älteste Restaurant der Welt?
Nur einmal geschlossen in 300 Jahren: Restaurante Botin in Madrid
Zwei Königshäuser, ein Unabhängigkeitskrieg, zwei Republiken, ein Bürgerkrieg, zwei Weltkriege, mehrere Diktaturen und sogar eine weltweite Pandemie – all diese bedeutenden Ereignisse haben Spanien in den letzten 300 Jahren geprägt. Restaurante Botín, das im Jahr 1725 eröffnet wurde, hat in der gesamten Zeit nie aufgehört, seine Gäste zu bewirten, selbst wenn die Welt in Aufruhr war. Nur einmal in den vergangenen drei Jahrhunderten musste das Restaurant Botín seine Türen für die Öffentlichkeit schließen: während des Ausbruchs des Coronavirus.
Botín: Die Geschichte des ältesten Restaurants der Welt
Man muss fast dreihundert Jahre zurückgehen, um die Geburtsstunde des kleinen Gasthauses in der Calle Cuchilleros festzumachen, das heute in dritter Generation von der Familie González geführt wird und zu dem Foodies und Touristen aus aller Welt pilgern. Für mich ist das Botín, neben den typischen Sehenswürdigkeiten in Madrid, eine Attraktion für sich.
Obwohl der Weinkeller bereits aus dem Jahr 1590 stammt, wurde das Restaurant darüber erst im Jahr 1725 von einem französischen Koch namens Jean Botin gegründet. Dieser war nach Spanien gereist und dort gemeinsam mit seiner spanischen Frau das „Restaurante Botin“ eröffenet. Da das Paar selbst keine Kinder hatte, übernahmen die Neffen von Frau Botin später die Verantwortung für das Restaurant. Deshalb steht noch heute an der Fassade: “Restaurante Sobrino de Botín“. “Sobrino” ist das spanische Wort für “Neffe”.
Hemingway, Goya & Co: Berühmte Gäste im Botín
„Wir haben Spanferkel gegessen und Rioja Alta getrunken. Brett hat nicht viel gegessen. Ich habe drei Flaschen getrunken“, erzählt Jake, das Alter Ego von Ernest Hemingway, in dessem ersten großen Roman “Fiesta”.
Auf seinen Reisen durch Spanien kam Hemingway viele Male ins Botín, wo er sich mit Emilio González, dem Vater und Großvater der heutigen Besitzer, anfreundete. Seinen Lieblingstisch gibt es noch heut und auch du kannst ihn reservieren und wie einst Hemingway Spanferkel & Co. essen.
Nicht nur Hemingway, auch viele andere literarische Persönlichkeiten hat das Botín bewirtet, darunter Benito Pérez Galdós, Graham Greene oder Maria Dueñas. SSo ist es auch kein Wunder, dass das legendäre Wirtshaus in vielen Werken Erwähnung findet.
Ein- und ausgegangen ist hier auch der Maler Goya – allerdings eher durch den Hintereingang, denn er soll hier als Tellerwäscher gearbeitet haben.
Berühmtheiten der Gegenwart, die sich das Spanferkel haben schmecken lassen, sind Bruce Springsteen, Gloria Estefan und Angelika Merkel und überall an den Wänden hängen Dankesbezeugungen und Briefe der illustren Gäste.
Die Spezialität des Hauses: Spanferkel
Das Restaurant erhält regelmäßig, etwa drei- bis viermal pro Woche, Spanferkel und Lamm aus der Provinz Segovia. Herzstück des Restaurante Botín ist der “Horno de Asar”: der Ofen, dessen Feuer seit seiner Entstehung nie erloschen ist und in dem das Fleisch langsam auf Steineichenholz geröstet wird.
Führung durch das Restaurante Botín
Es ist nicht ganz so einfach, eine Reservierung für das Abendessen im Restaurante Botín zu ergattern, es ist aber auch nicht völlig unmöglich. Reservieren kann man bequem online auf der Website, man kann es aber auch einfach versuchen und vorbeigehen, vielleicht hat man ja gerade Glück.
Ich war alleine in Madrid unterwegs und habe mich statt einem Solo-Dinner für “The Botín Experience” entschieden: Eine Führung durch das Restaurant mit abschließendem Menü. Was furchtbar touristisch klingt, war in der Tat eine sehr gute Erfahrung, die ich dir ans Herz legen möchte, wenn du dich für traditionelle spanische Gerichte und vor allem die Geschichte dieses besonderen Hauses interessierst – inklusive vieler Anekdoten rund um die vielen berühmten Gäste.
Auf der 45-minütigen Tour führt dich ein Guide durch die vier Speisesäle, den mittelalterlichen Weinkeller und die unterirdischen Gänge – und natürlich darfst duch auch einen Blick in den legendären Ofen werfen. Das sich daran anschließende Abendessen ist Teil der Tour.
Das Essen im Restaurante Botín
Das Menü, das man mit der Tour bekommt, enthält folgende Bestandteile – alles Klassiker der spanischen Küche und Spezialitäten des Hauses:
- Geräucherter Manchego-Käse
- Kroketten mit iberischem Schinken und Huhn
- Gebratene rote Paprika mit Thunfischbauch
- Rührei mit Morcilla-Blutwurst und Kartoffeln
- Segovianische Pilze mit Schinken
- Spanferkel oder gebratenes Lamm
- Hausgemachtes Dessert
- Kaffee
- Rioja Crianza Wein (oder Sangría, Bier, Erfrischungsgetränk) & Mineralwasser
Wenn du vorab Bescheid gibst, kannst du das Menü auch in der vegetarischen Variante bekommen (vegan leider nicht, zumindest zum aktuellen Zeitpunkt, Stand Sommer 2023).
Die Dinner Experience – also die Tour und das Menü – kostet 82 € pro Person.
Ist das Botín wirklich das älteste Restaurant der Welt?
Es gibt mehrere Restaurants, die den Titel „ältestes Restaurant der Welt“ für sich beanspruchen, Grundlage ist jeweils eine andere:
- Restaurante Botín in Madrid, gegründet im Jahr 1725, darf sich laut dem Guinness Buch der Rekorde als „ältestes Restaurant der Welt“ bezeichnen, weil es seitdem durchgängig als Restaurant fungierte und geöffnet ist (die Pandemie bleibt von diesem Bewertungskriterium außen vor).
- Das St. Peter Stiftskulinarium in Salzburg wurde bereits im Jahr 803 nach Christus wurde das Restaurant erstmals schriftlich erwähnt und ist somit eigentlich deutlich älter als das Restaurante Botín. Hier soll sogar Goethes Faust bewirtet worden sein.
- Im Wurstkuchl in Regensburg werden seit 1146 Würste gegrillt. Da es allerdings eher ein Imbiss als ein Restaurant ist, wird es als „älteste Bratwurstbude der Welt“ gezählt.
- Ma Yu Ching’s Bucket Chicken House in Kaifeng in China wurde etwa zur selben Zeit gegründet und verkauft auch heute noch Chicken Wings, allerdings nur zum Mitnehmen, so dass es auch hier nicht in die Restaurant-Bewertung einfließt.
Wenn du Lust auf Kulinarik und Historie hast, aber nicht gleich so weit fahren willst, dann kehre doch einmal im ältesten Restaurant Deutschlands ein.