fakten andalusien

10 Dinge, die du bestimmt noch nicht über Andalusien gewusst hast

Von Olivenbäumen, Schlumpfhausen und Wasserflaschen gegen Katzenpipi

Die gängigen Andalusien Fakten: Wiege des Flamenco, weiße Dörfer, maurische Paläste, reiche Kultur und sonnenverwöhnte Strände. Die autonome Region im Süden Spaniens hat eine abwechslungsreiche Geschichte, stolze Bewohner und mit der Alhambra in Granada eine der meist besuchten Touristenattraktionen Europas. Egal, ob du schonmal in Andalusien zu Besuch gewesen bist oder nicht: eine Vorstellung der Region und der Sehenswürdigkeiten hat fast jeder.

10 mehr oder weniger kuriose Fakten über Andalusien

Doch es gibt auch ein paar spannende Fakten, Kuriositäten und Beobachtungen die man nur mitbekommt, wenn man einen engeren Bezug zu Andalusien und seinen Bewohnern hat. 10 Dinge, die du noch nicht über Andalusien weißt – oder doch?

1. Andalusien ist nur 70 Minuten von Afrika entfernt

Ein Andalsuien Fakt, der eigentlich völlig logisch ist, der mich aber jedesmal aufs Neue überrascht: nirgendwo sind sich Europa und Afrika so nah wie in Andalusien.  Die Fähre von Tarifa bringt dich in einer guten Stunde über die Straße von Gibraltar nach Tangier in Marokko. Lediglich 14 Kilometer trennen Andalusien von Afrika.

2. Die legendären Stierschilder sind eigentlich eine Werbung

Wer mit dem Auto durch Spanien fährt, der wird früher oder später einem schwarzen Stier begegnen…oder besser, der Silhouette eines Stiers. Sie ist 14 Meter hoch, wiegt ungefähr 4 Tonnen ist und schaut auf die vorbeifahrenden Autofahrer herab. Doch hättest du gewusst, dass das Wahrzeichen Andalusiens eigentlich eine Werbung für ein spanisches Spirituosenunternehmen war? Mitte der 1950er Jahre ließ Osborne Reklametafeln mit der Silhouette des ikonischen Stiers entwickeln. Schon bald wurden diese an den Landstraßen Spaniens aufgestellt und mit dem Werbespruch „Osborne – Sherry & Brandy“ versehen.

stier andalusien
Der typische Stier in Andalusien – wenn man genau hinguckt, kann man noch den übermalten Schriftzug von „Osborne Veterano“ sehen

Dreißig Jahre später beschloss die spanische Regierung, alle Werbung entlang der Landstraßen zu verbieten. Osborne griff zu einer List: die Stiere blieben stehen, der Schriftzug wurde übermalt. Auf eine Strafe, die die Regierung der Weinkellerei dafür aufbrummen wollte, folgten heftige Proteste. Kurz vor der Jahrtausendwende folgte die Erlösung: das Oberste Gericht Spaniens erklärte den Stier zum Bestandteil des spanischen Kulturerbes – deshalb kannst du ihn heute immer noch sehen.

3. Andalusien ist die bevölkerungsreichste Region Spaniens

8,5 Millionen Einwohner hat Andalusien, davon der Großteil in den Provinzen Sevilla, Málaga und Cádiz.

bevölkerung spanien
Die vielen leerstehenden Häuser vor allem in ländlichen Regionen täuschen – Andalusien ist die bevölkerungsreichste Region Spaniens

4. Auf jeden Andalusier kommen 20 Olivenbäume

In Andalusien gibt es ungefähr 165 Millionen Olivenbäume, d.h. auf jeden Einwohner Andalusiens kommen ungefähr 20 davon. Spanien ist weltweit führend in der Produktion von Olivenöl, davon werden 85% in Andalusien hergestellt. Die Olivenbäume prägen die Landschaft und sind charakteristisch für Andalusien. Je nach Region werden verschiedene Olivensorten angebaut, woraus Olivenöl entsteht, das in die ganze Welt exportiert wird.

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Die Landstrraßen in Andalusien sind oft rechts und links gesäumt mit Olivenhainen

5. Schlumpfhausen liegt in Andalusien

Andalusien ist bekannt für seine weißen Dörfer, die „pueblos blancos“. Doch hättest du gewusst, dass es eins dieser Dörfer im Jahr 2011 komplett blau angemalt wurde? Júzcar in der Provinz Málaga ging 2011 mit  Sony España einen Deal ein. Zur Premiere des Schlümpfe-Films wurden die Häuser, Mauern und Treppen des kleinen Orts in schlumpfblaue Farbe getüncht. Seitdem ist Júzcar als „pueblo pitufo“ – „Schlumpfhausen“ bekannt. Eigentlich hätte das Dorf nach der Promo-Aktion seine Wände wieder weißeln können, aber bei einem Referendum entschieden sich die Bewohner dafür, die blaue Farbe beizubehalten. Ein triftiger Grund dafür sind sicherlich die über 9.000 Touristen, die das Schlumpfdorf seitdem jährlich besuchen.

schlumpfdorf andalusien
Alles so schön blau: Júzcar, das Schlumpfhausen Andalusiens

6. Andalusier vertrauen auf Wasserflaschen gegen Katzenpipi

Bei einem Gang durch die kleine Stadt, in der ich meinem Herbsturlaub verbrachte, fielen mir die vielen Wasserflaschen auf, die vor den Häusereingängen aufgestellt waren. Pro Eingang ein bis fünf Flaschen, meist säuberlich nebeneinander aufgereiht. Aufgrund der etwas trüben, manchmal sogar gelblichen Farbe des Wassers und den teilweise verblassten Etiketten war klar: das hier ist kein frisches Wasser, das einfach nur draußen gelagert oder abgestellt wird. Weil grade Allerheiligen war, überlegte ich, ob da vielleicht geweihtes Wasser drin ist, dass man aus der Kirche mitgenommen hatte – aber so richtig konnte ich mir wirklich nicht vorstellen, was es damit auf sich haben könnte.

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Diese Wasserflasche soll Katzen davon abhalten, hier Pipi zu machen. Ja, wirklich. Foto: Barbara Peers

Unser Vermieter klärte uns auf: die Bewohner stellen die Flaschen auf, um somit Katzen davon abzuhalten, dort ihr kleines Geschäft zu verrichten. Es gibt verschiedene Theorien, warum das so sein soll – eine sehr gängige Meinung ist, dass Katzen ihr eigenes Spiegelbild in der gefüllten Wasserflasche sehen und davon abgeschreckt sind. Wer weiß, ob das stimmt, und ob es wirklich funktioniert

7. Andalusien hat 946 Kilometer Küste

Andalusien ist für seine wunderschönen Strände, aber auch für seine Bettenhochburgen bekannt. Doch es gibt immer noch wunderschöne Naturstrände, an denen man (fast) seine Ruhe hat, wie zum Beispiel der atemberaubend schöne Punta del Boquerón in Cádiz, Rompeculos in der Provinz Huelva oder Cabo de Gata in Almería. Bei einem Roadtrip durch Andalusien kannst du das Maximale an Küste rausholen – aber anhlaten und genießen nicht vergessen!

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Ein paar von über 900 Kilometer andalusischer Küste: Strand von Chiches in der Nähe von Rincón de la Victoria, Málaga. Foto: Barbara Peers

8. Die Siesta ist heilig in Andalusien

Siesta gibt es überall in Spanien, aber ich habe das Gefühl, dass sie nirgendwo so gelebt wird wie in Andalusien. Als ich ein Jahr in Madrid gelebt hatte, gab es durchaus ein paar kleine Läden, die zur Mittagszeit geschlossen haben, viele hatten aber auch geöffnet. In den traditionellen Dörfern Andalusiens hingegen sind wirklich alle Läden über die Mittagszeit zu. Von 14 bis 17:30 Uhr hatten weder Supermarkt noch Bäcker und noch nichtmal der Kiosk auf. In den Touristenhochburgen an der Küste ist das sicherlich nochmal anders, aber in den kleinen Orten ist die Siesta heilig. Und sie ist auch notwendig: in den Sommermonaten herrschen Temperaturen um die 40 Grad. Da tut es gut, sich am Nachmittag in die kühle Wohnung zurückzuziehen.

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Die heilige Siesta in Andalusien. Foto: Barbara Peers

9. Andalusien ist ein Hotspot für Zugvögel

Ich bin in einem Dorf am Bodensee aufgewachsen, das aufgrund seiner vielen Storchennester als das „Storchendorf Böhringen“ bekannt ist. Mein Vater ist in der Storchenbeobachtung tätig und hat mir immer mal wieder erzählt, dass einer unserer Störche in Andalusien getrackt wurde. Eigentlich fliegen die Störche über die Wintermonate über die Straße von Gibraltar bis nach Afrika, aber vielen gefällt es in Andalusien einfach so gut, dass sie bis zum nächsten Frühling hier bleiben. Wer kann es ihnen auch verdenken? Andalusien ist also ein Birdwatching-Paradies – nicht nur wegen der Zugvögel, sondern auch wegen einheimischen Vögeln wie dem majestätischen spanischen Kaiseradler.

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Ein gern gesehener Gast in Andalusien: der Storch. Foto: H.P. Wickert

10. Andalusier sind echte Jecken

Die fünfte Jahreszeit wird auch in Andalusien gefeiert und in so einem Ausmaß, dass sich die deutschen Närrinnen und Narren ganz schön anstrengen müssen, um dort mithalten zu können. In der Karnevalshochburg Córdoba dauert die Fasnachtszeit sage und zehn Tage und auch in Cádiz und Málaga wird gefeiert was das Zeug hält. Wie in Deutschland kostümieren sich auch die Andalusier Andalusien zum Fasching, allerdings erinnern die Verkleidungen und das Drumherum eher an den Karneval in Río de Janeiro als in Köln: Masken, schillernde Kostüme und Samba-Rhythmen.

Jede der unterschiedlichen Städte und Regionen feiert den Karneval ein wenig anders: mal stehen religiöse Traditionen im Vordergrund, mal die Kritik an den herrschenden politischen Verhältnissen. Besonders spektakulär ist der Umzug in Cádiz, an dem über 1000.000 Jecken und Schaulustige die Straßen säumen, um den Winter auszutreiben. Wie überall endet auch in Andalusien die Karnevalszeit mit dem Aschermittwoch – in vielen Orten wird hier eine symbolische Sardine verbrannt oder beerdigt, ein Ritual das du auch in anderen Orten Spaniens beobachten kannst.

Und jetzt du: verrate mir, wie viele dieser zehn Fakten über Andalusien du gewusst hast. Und vielleicht weißt du ja noch etwas, das mir entgangen ist? Ich bin gespannt!