Unterwegs mit Heide-Ranger Jan Brockmann: Eine kleine Wanderung durch die winterliche Lüneburger Heide, mit vielen Entdeckungen und Erkenntnissen.
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Inhalt des Artikels
- Naturpark und Naturschutzgebiet Lüneburger Heide
- Wie entstand die Kulturlandschaft Lüneburger Heide?
- Wanderwege in der Lüneburger Heide
- Heide-Ranger Jan Brockmann
- Ranger-Tour durch die Lüneburger Heide im Winter
- Flauschige Bewohner: Die Heidschnucken
- Scheu und selten: Das Birkhuhn
- Heide-Diplom
- Übernachtung in der Lüneburger Heide: Stimbekhof
- Wanderung mit dem Heide-Ranger: Infos, Preise, Anmeldung
Naturpark und Naturschutzgebiet Lüneburger Heide
Für alle wie ich, die gar nicht so genau wussten, was die Lüneburger Heide ist (aber ganz genau wussten, dass die Jenny Elvers Heidekönigin war, hehe), ein paar Infos:
Der Naturpark ist nicht nur einer der größten Naturparke Deutschlands – er umfasst über 10.000 Quadratkilometer – sondern er ist auch der erste. Er befindet sich im nördlichen Niedersachsen; bekannte Städte die zur Lüneburger Heide gehören sind Lüneburg (logisch), aber auch Uelzen, Celle, Soltau, Bispingen und Walsrode – sowie kleine und urige Heidedörfer mit reetgedeckten Häusern.
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Inmitten des Naturparks befindet sich wiederum das Naturschutzgebiet Lüneburger Heide – weitestgehend autofrei (ausgenommen Zufahrtsstraßen) und Heimat für die größten zusammenhängenden Heideflächen in Mitteleuropa. Denn, auch das musste ich erst lernen: „Die“ Lüneburger Heide ist keine einzelne große Fläche, sie setzt sich zusammen aus vielen verschiedenen Heiden.
Wie entstand die Kulturlandschaft Lüneburger Heide?
Die Lüneburger Heide ist eine Kulturlandschaft – aber was bedeutet das? Ganz einfach: Die Heide ist nicht „einfach so“ entstanden, sondern dass es sie gibt, ist verschiedenen natürlichen und menschlichen Faktoren geschuldet.
Alles begann einst in der Eiszeit, wo die Struktur der Oberfläche geformt wurde. Ab der Jungsteinzeit ließen sich die Menschen in diesem Landstrich nieder, der damals stark bewaldet war – durch Ackerbau wurden die Bäume jedoch immer weniger und die Heidelandschaft war auf dem Vormarsch.
Anfang des 20. Jahrhunderts wurde durch privates Engagement dafür gesorgt, dass die Lüneburger Heide unter Schutz gestellt wurde, um sie zu erhalten – 1956 schließlich entstand das Naturschutzgebiet Lüneburger Heide.
Diese Informationen habe ich alle von Jan Brockmann gelernt, seines Zeichens Heide-Ranger und Biologe. Viel Input, doch eine Ranger-Wanderung durch die Lüneburger Heide ist nicht nur sehr informativ, sondern auch unterhaltsam und inspirierend. Auf meiner Tour durch die spätwinterliche Heide entdecke ich den Charme dieser ganz besonderen Landschaft mit allen Sinnen – und bekomme am Ende sogar noch ein Diplom ausgehändigt.
Wanderwege in der Lüneburger Heide
Es gibt verschiedene Wanderrouten in der Lüneburger Heide, die du entweder allein, oder zusammen mit dem Heide-Ranger erkunden kannst. Bekannte Wanderwege, die durch die Lüneburger Heide führen, sind:
- Heidschnuckenweg: Einer der vielleicht schönsten Fernwanderwege Deutschlands. 223 Kilometer lang, aufgeteilt in 13 Etappen. Er führt von Fischbek in der Nordheide (nahe Hamburg) bis zu Celle im Süden der Heide.
- Heideschleifen: 12 Rundwanderwege entlang des Heidschnuckenwegs in unterschiedlicher Länge, von ganz kurz (1,4 km) bis lang (20,0 km).
- Heidelehrweg: Auf
- Europäischer Fernwanderweg E1: Auf 7.000 Kilometern führt der E1 vom Nordkap bis nach Süditalien, davon entfallen 1.900 Kilometer auf Deutschland und einige Kilometer auch durch die Lüneburger Heide, von Buchholz in der Nordheide bis Celle in der Südheide – dabei begegnet man auch immer wieder dem Heidschnuckenweg.
- Freudenthalweg: Der Freudenthalweg ist eine der ältesten Wanderrouten durch die Lüneburger Heide. Der insgesamt 151 km lange Fernwanderweg startet im Norden in Hamburg-Marmstorf und führt n den Süden nach Verden.
Heide-Ranger Jan Brockmann
Jan Brockmann sieht genau so aus, wie man sich einen Heide-Ranger vorstellt – in waldgrün und khaki gewandet, mit allerlei nützlichen Utensilien und Werkzeugen ausgestattet und dann dieser Hut, der Wind und Wetter standhält. Nicht, dass Wetterkapriolen dem Naturführer durch die Lüneburger Heide etwas ausmachen würden – von Kindesbeinen an war er am liebsten draußen unterwegs und schon in der Schulzeit wusste er, dass er mal Ranger werden wollte.
Weil es diesen Beruf in Deutschland aber damals noch nicht gab, arbeitete er zunächst ehrenamtlich in einem Naturschutzgebiet und machte seinen Zivi als Vogelwart und Wattführer im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer – das alles noch bevor er mit seinem Biologiestudium begann.
Als Sohn eines Deutschen und einer Engländerin zog es ihn schließlich auch in seine andere Heimat und er kümmerte sich als so genannter „Volunteer Warden“ um englische Naturschutzgebiete. Seine ersten Job nach dem Studium landete er schließlich beim WWF – da wären wir also fast Kollegen geworden, denn ich habe auch mal bei der Umweltstiftung gearbeitet, allerdings nicht zur gleichen Zeit. Und genau hier säte er den Samen für seinen heutigen Beruf, indem er die Leitung für ein Projekt übernahm, dass zum Ziel hatte, den Beruf des Rangers in ganz Deutschland zu etablieren.
Tipp: Falls du dich für die Fortbildung zum Nationalpark Ranger interessierst, bekommst du alle Informationen beim Bundesverband Naturwacht e.V.
Nach einer weiteren Station bei der Naturwacht in Brandenburg war die Sehnsucht nach der Lüneburger Heide, die er als kleiner Bub mit seinem Großvater entdeckte, zu groß und er folgte ihrem immer lauter werdenden Ruf. Und genau hier kannst du den Heide-Ranger heute treffen und dich für eine Ranger-Tour mit ihm verabreden.
Ranger-Tour durch die Lüneburger Heide im Winter
Ganz klar, die Heideblüte einmal gesehen zu haben ist nicht nur für Romantiker ein Muss. Das lila Blütenmeer ist umwerfend schön und dementsprechend ist die Region gerade zur Saison der Heideblüte von August bis September bei Besuchern sehr beliebt.
Wenn es dir aber wie mir geht, und du es lieber ruhiger und entspannter magst, dann kann ich dir die Lüneburger Heide im Winter sehr ans Herz legen. Menschenleer ist es hier natürlich dennoch nicht – vor allem seit dem letzten zwei Jahren, wo die Deutschen wieder ihre Liebe zum Urlaub im eigenen Land entdeckt haben – aber eben doch deutlich weniger überlaufen als im Sommer.
Gerade wenn man frühmorgens unterwegs ist, kann man hier die Ruhe genießen, die klare Luft einatmen und den Blick über die mit Rauhreif überzogene Heide schweifen lassen. Die Wacholderbüsche rauschen im Wind und bei jedem Schritt knackt der frostige Boden ein wenig unter unseren Schuhen. Wenn man Glück hat, gesellt sich zur aufgehenden Sonne noch der Bodennebel der die ohnehin sagenumwobene Lüneburger Heide noch ein wenig mystischer erscheinen lässt.
Wir sind nachmittags unterwegs, der Boden ist immer noch frostig, aber die Sonne wärmt unsere Wangen – die Heide tut gut, das merke ich hier zum ersten aber garantiert nicht zum letzten Mal.
Flauschige Bewohner: Die Heidschnucken
Auf unserer Tour bekommen wir diesmal keine Schafe zu sehen, der Heide-Ranger erzählt uns natürlich dennoch, was es mit den wohl flauschigsten Bewohnern der Lüneburger Heide auf sich hat: Die Schafe mit den charakteristisch gebogenen Hörnern sind immens wichtig für die Heidepflege, denn sie sorgen dafür, dass die Heide hier weiterhin den Platz hat, den sie benötigt. Wie die Schäfchen das schaffen? Ganz einfach: Sie „verbeißen“ junge Birken und Kiefern, die damit am Wachstum gehindert werden. Denn die Gleichung damals wie heute: Viele Bäume = wenig Heide (und umgekehrt).
Zehn Heidschnucken-Herden gibt es in der Lüneburger Heide, die ganzjährig auf den Flächen grasen. Die Schafe sorgen nicht nur für den Schutz der Heide und liefern Wolle, ihr Fleisch gilt auch als Delikatesse und wird in vielen Restaurants der Lüneburger Heide angeboten. Ich persönlich sehe die Schafe lieber auf der Heide als auf meinem Teller, aber wenn du gerne mal Heidschnuckenfleisch probieren willst, solltest du unbedingt auf die richtige Bezeichnung achten. Denn manchmal liest man auf der Karte „nach Lüneburger-Heide-Art“ und wenn der Preis dann noch zu billig ist, um wahr zu sein, dann ist Vorsicht geboten – das Fleisch kommt dann wohl doch eher aus Neuseeland als aus der Region.
Scheu und selten: Das Birkhuhn
Während unser Rangertour durch die Lüneburger Heide sprintet Jan Brockmann los, einem Mountain-Biker hinterher, der abseits der befestigten Wege unterwegs ist und nicht auf das Rufen des Rangers reagiert. Kurz darauf wird klar, warum: Kein böser Wille steckt dahinter, der Sportler war mit Kopfhörern im Ohr unterwegs. Nichtsdestotrotz hat er sich nicht richtig verhalten – wie überall in den Naturschutzgebieten gilt: Bitte nicht die Wege verlassen. Nach einer kurzen Belehrung erzählt uns der Heide-Ranger, was genau das Problem daran ist, wenn sich der Mensch sein Recht herausnimmt, überall da herumzuspazieren (oder in diesem Fall: zu fahren), worauf er gerade Lust hat.
Dass die verschiedenen Ge- und Verbote im Naturschutzgebiet dem Wohl der Tieren und Pflanzen dient, ist mir klar, nicht aber, welche genauen Auswirkungen die Nichteinhaltung der Regeln auf die verschiedenen Akteure dieses so sensiblen Ökosystems haben kann.
So findet man beispielsweise in der Lüneburger Heide immer noch das Birkwild, das bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts stark verbreitet war, mittlerweile in Deutschland aber extrem selten anzutreffen und stark gefährdet ist.
Das Birkwild mag es gern ruhig, es ist ein so genannter Kulturflüchter, der extrem auf Geräusche reagiert. Gerade wenn die Birkhühner im Frühjahr ihre Eier ausbrüten, ist es für sie extrem kräftezehrend, wenn sie aufgescheucht werden.
Nicht nur in Deutschland, sondern überall in Mitteleuropa steht das Birkhuh auf der Roten Liste als gefährdete bzw. vom Aussterben bedrohte Art – ein Grund mehr, die Natur zu respektieren und sich dementsprechend zu verhalten. Ich bin beeindruckt von Jan Brockmanns besonnener Art, die mich an die Vorgehensweise der Isar-Ranger erinnert: Erklären und belehren, aber ohne den mahnenden Zeigefinger.
Heide-Diplom
Auf unserer kleinen Tour durch die Lüneburger Heide holt Jan Brockmann immer mal wieder etwas aus seinem Beutelchen. Manchmal muss man mit geschlossenen Augen raten, was man da gerade in der Hand hält, manchmal soll man Vermutungen anstellen, was genau dieser Gegenstand jetzt mit der Heide zu tun hat – was es aber immer gibt, ist eine Geschichte dazu. Wir erfahren, warum es Ende des 19. Jahrhunderts zu einer urplötzlichen Krise der Heidebauern kam, weshalb Honig plötzlich out war und wie ein Seeigel in die Lüneburger Heide kommt.
Wer am Ende der Ranger-Wanderung gut aufgepasst hat, bekommt eine Urkunde, das original „Heide-Ranger-Diplom“. Vor allem für Familien mit kleineren und größeren Kindern ist das Heide-Diplom eine tolle Möglichkeit, die Liebe zur Natur mit dem Wissen über Naturschutz zu verknüpfen, und das auf eine Art und Weise, die alles andere als langweilig ist.
Hier kannst du das Heide-Diplom buchen (es ist übrigens auch mit anderen Touren des Heide-Rangers kombinierbar).
Übernachtung in der Lüneburger Heide: Stimbekhof
Unsere Tour mit dem Heide-Ranger startete am Stimbekhof*. Perfekt, denn das wunderschöne Reetdach-Ensemble liegt mitten im Naturschutzgebiet Lüneburger Heide und man kann direkt von seinem Zimmer aus aufbrechen in die vielfältige und spannende Kulturlandschaft.
Der Stimbekhof wird mit viel Liebe zum Detail, einer Leidenschaft zur Gastgeberschaft und engen Verbundenheit zur Region und lokalen Akteuren geführt. Gekommen bin ich zum Stimbekhof, um die Heide-Teezeit zu probieren, wiederkommen werde ich wegen der rundum gelungenen Auszeit, die von den drei jungen Betreibern so treffend als „ein Stück vom Glück“ bezeichnet wird.
Wanderung mit dem Heide-Ranger: Infos, Preise, Anmeldung
Ob zu Fuß, mit dem Fahrrad oder auch mit der Pferdekutsche: Es gibt viele Möglichkeiten, die Lüneburger Heide zu entdecken. Beim Heide-Ranger kannst du folgende Touren buchen:
- Wanderungen
- Nachtwanderungen
- GPS-Touren
- Exkursionen
- Pilgern
- Bossel-Touren
- Heide-Diplom
Heide-Ranger-Tour: Infos zu den verschiedenen Touren & Preisen