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Brücke über den Hangang Fluss in Seoul

Der Han River in Seoul: Laufen, Radfahren, Abhängen

Stadt-Land-Fluss – die XXL-Runde: Der Blog Ferngeweht rief auch dieses Jahr wieder zur Blogparade auf. Für jeden Buchstaben im Alphabet schreiben jeweils drei Blogger über eine Stadt, ein Land oder einen Fluss. Ich hatte Glück: H in der Kategorie Fluss war noch frei. Sofort kam mir der „Han River“ in den Sin. Denn eigentlich wollte ich schon seit meinem Südkorea-Aufenthalt im letzten Jahr über dieses ganz besondere Gewässer schreiben. Schließlich kann man dort hervorragend laufen. Aber eins nach dem anderen. Vielleicht kommen wir ja erstmal zu den Fakten?

Der Hangang: Ganz schön lang

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In der Landessprache heißt der Strom „Hangang“, wobei das „gang“ für „Fluss“ steht. Er ist fast 500 Kilometer lang, was ihm aber lediglich Rang zwei innerhalb der längsten Flüsse Südkoreas bescheidet (wen’s interessiert: der längste ist der Nakdonggang). Er entspringt irgendwo in den Bergen im Osten, wo er allerdings noch aus zwei verschiedenen Flüsschen besteht, die sich dann irgendwann in der Nähe von Seoul zu dem breiten Han River zusammenschließen.

Han River: Handelsroute, Wasserquelle, Naherholungsgebiet

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Der Hangang diente einst als wichtige Wasserroute auf dem Weg nach China. Das gestaltet sich heute etwas schwieriger, denn seine Mündung befindet sich an der Grenze zu Nordkorea und das ist absolutes Sperrgebiet. Heute fungiert der Fluss als wichtige Wasserquelle für die über 10 Millionen Bewohner Seouls. Was aber vor allem auffällt, ist, wie sehr die Hauptstädter ihren Fluss als Naherholungsgebiet lieben. Vor allem abends und am Wochenende geht man an den Hangang. Skaten, Radfahren, Laufen, Walken: die Ufer sind voll mit Menschen, die sich sportlich betätigen. Besonders beliebt ist die Riverside auch für Picknicks und das so genannte Day Camping. Am Anfang habe ich mich noch gewundert, dass dort so viele Zelte standen, bis ich darüber aufgeklärt wurde, dass diese gar nicht zur Übernachtung dienen, sondern lediglich tagsüber aufgestellt werden. Um die Zelte rum gruppiert sich die Picknickgesellschaft, in den Zelten wird entweder das Essen kühl gehalten oder die Kinder (und auch die Erwachsenen) ziehen sich darin zurück, bevor sie zu viel Sonne bekommen. Die meisten Koreaner haben nämlich Angst vor Sonne und schützen sich mit sehr hohem Lichtschutzfaktor, Sonnenschirmen oder auch Handschuhen. Weiße Haut ist trendy, weshalb auch die meisten Kosmetikartikel aufhellende Eigenschaften haben. Der Han River ist auch eine 1a-Location, um dorthin sein Date zu bringen. Dating in Korea ist kompliziert und unterliegt vielen Regeln. In der Öffentlichkeit Händchenhalten (oder mehr) sieht man nur selten, was aber immer geht, sind Selfies machen. Die Selfie-Stick-Dichte entlang des Hangang dürfte eine der größten der Welt sein.

Sport am Hangang

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Der Han River ist ein absolutes Paradies für Sportler aller Art. Es gibt jede Menge kostenlose Freiluft-Gyms, es gibt Basketballplätze, Skate-Parks, Trampolins. Alle paar Meter gibt es einen Fahrradverleih und, für Läufer auch nicht ganz uninteressant, echt ganz okaye Toiletten. Man kann den Han River ewig lang entlangradeln oder entlang laufen. Ich bin mehrmals dort entlang gelaufen, besonders spektakulär war mein Brückenlauf, bei dem ich mehrere der imposanten Brücken überquert habe. Wer Lust auf Gesellschaft hat, der kann sich auch den Seoul Flyers anschließen, die dort einmal in der Woche einen 10-Kilometer-Lauf absolvieren. Nicht nur die Ufer, sondern natürlich auch der Fluss selbst dient als Sportstätte. Man kann Segeln, Windsurfen, Jetski fahren und Standup-Paddeln. Und, wer wirklich sein Date hier hin bringen möchte: Tandems sind bei Pärchen gerade voll beliebt.

Essen am Hangang

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Während der Rest Seouls ein Paradies für Foodies ist, ist die kulinarische Versorgung entlang des Flusses eher so lala. Entweder man macht es the Korean Way und bringt sich ordentlich Picknick mit, oder aber man gibt sich mit den Kiosken zufrieden. Mit unseren Spätis vergleichbar führen sie alles, was man eben so für den schnellen Hunger braucht. Fast jeder dieser Kioske hat im Übrigen eine Rameon-Station: man kauft sich eine dieser Glutamat-gefüllten Ramen-Suppentütchen und gießt sich diese dann mit heißem Wasser auf. Muss man mögen. Alternativ gibt’s das simple „Reisdreieck“ (ähnlich dem japanischen Onigiri) überall zum Mitnehmen und, hart gekochte Eier. Wenn man kein koreanisch kann, wie ich, dann kann es auch sein dass man zum „Sauna-Egg“ greift: ein über Stunden in der Schale gegartes Ei, das eine bräunliche Färbung annimmt und doch sehr gewöhnungsbedürftig schmeckt. Ist aber der absolute Bestseller hier.

Wo ich diese Zeilen schreibe, bekomme ich wieder absolutes Fernweh. Mit der U-Bahn ist man in wenigen Minuten raus aus der Stadt und am Fluss. Je nachdem, wo man sich aufhält, hat man entweder absolute Ruhe oder High Life. Man kann sich nahe der City aufhalten oder richtig weit rausfahren. Vor allem mit dem Rad kann man sich absolut spektakuläre Strecken erfahren: durch Tunnels, über eine still gelegte Eisenbahnbrücke…aber davon erzähle ich Euch ein anderes Mal.

Dies ist ein Beitrag zur Blogparade „Stadt-Land-Fluss – die XXL-Runde“. Vielen Dank an Sabine von Ferngeweht, dass ich mitmachen durfte! Die anderen Blogbeiträge findet ihr hier aufgelistet.