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Beten & backen: Die Nonnenkekse sind das best gehütete kulinarische Geheimnis von Madrid

Die Nonnen des Ordens „Las Carboneras del Corpus Christi“ in Madrid leben zurückgezogen hinter Klostermauern und dürfen keine Menschen von außerhalb sehen. Zudem backen sie die besten Kekse der spanischen Hauptstadt. Um sie zu bekommen, muss man ein wenig suchen und einem gewissen Protokoll folgen – und idealerweise spanisch sprechen. In diesem Artikel erkläre ich dir ganz genau, wie du in den Genuss der hochheiligen Gebäckspezialitäten kommst (und du musst dafür noch nichtmal der spanischen Sprache mächtig sein).

Gebäck mit Mythos: die Nonnenkekse von Madrid

Seit 15 Jahren will ich diese ganz besonderen Kekse probieren, die in Madrid im „Monasterio del Corpus Christi“ von Nonnen gebacken werden und außergewöhnlich gut schmecken sollen. Bisher habe ich es nie geschafft, denn das Gebäck ist nicht im normalen Laden erhältlich, sondern nur zu bestimmten Zeiten an einem ganz bestimmten Ort. Um in den Genuss der Nonnenkekse zu kommen, musst du ein wenig Abenteuerlust und ein paar bestimmte Vokabeln vorweisen können – und dann ist eigentlich alles ganz einfach.

Kloster Las Carboneras Madrid
Heiligenbild im Kloster Las Carboneras in Madrid

Beten und backen – die besten Kekse Madrids werden von Nonnen gemacht

Wenn du so genau so gerne lokale Gebäckspezialitäten magst wie ich, dann hast du vielleicht schonmal von den „Nonnenkeksen von Madrid“ gehört. Das besondere an diesem Gebäck aus dem Kloster ist nicht nur der köstliche Geschmack, sondern auch der Mythos, den es umgibt. Der Konvent „Las Carboneras del Corpus Christi“ wurde 1607 von einer Hofdame der Habsburger Infantin Anna von Österreich gegründet und ist seitdem ein geschlossener Orden, das heißt, die Nonnen vermeiden jeglichen Kontakt mit der Außenwelt. Weil sie aber nicht nur beten, sondern auch ausgezeichnet backen, hat es sich herumgesprochen, dass ihre Kekse zu den besten gehören, die man in der spanischen Hauptstadt bekommen kann. Damit sie diese an Menschen wie dich und mich verkaufen können, ohne in direkten Kontakt mit uns zu treten, haben sie sich etwas Spezielles ausgedacht.

Mittendrin, aber gut versteckt: das Kloster der backenden Nonnen

Die Ordensschwester leben zwar völlig zurückgezogen hinter Klostermauern, allerdings mitnichten weitab vom Schuss. Mitten in Madrid, nur wenige Gehminuten von der Plaza Mayor, dem Mittelpunkt Madrids entfernt, befindet sich das Monasterio del Corpus Christi. Wenn man es nicht wüsste, würde man allerdings nicht davon bemerken, denn solche Mauern gibt es in Madrid viele und ein Hinweisschild sucht man vergebens. Lediglich eine kleine Kachel mit der Nummer 3 und einem Pfeil weist an der Plaza de Miranda die Eingeweihten darauf hin, dass man rechts abbiegen muss, um zum Kloster zu kommen.

Eingang zum Kloster der Nonnenkekse in Madrid
Nur ein blauer Pfeil weist auf den Eingang des Klosters hin.

Ein paar Meter weiter steht man auch schon vor der Tür und ein Klingelschild bringt endlich etwas Licht ins Dunkel: „Horario – Venta de Dulces“ steht dort geschrieben, also „Uhrzeiten für den Verkauf von süßen Teilchen“. Drei Klingeln gibt es, noch bevor ich auf „Monjas“, also „Nonnen drücken kann“, enttarnt uns eine alte Bettlerin als Touristinnen und drückt für uns auf das Klingelschild. Das typische Zögern hat uns als Touris verraten: ein Umstand, der mir in diesem Madrid-Urlaub noch mehrfach begegnen sollte, obwohl ich hier doch schon einmal heimisch war.

Nonnenkekse in Madrid kaufen: so funktioniert’s

Zum Glück bin ich mit meiner Freundin Christina unterwegs, die ich damals, als ich fast ein ganzes Jahr in Madrid gelebt habe, kennenlernte. Genau so wie ich hat sie hier ihr Erasmus-Studium absolviert, genauso wie ich ist sie der Stadt mit dem schönsten blauen Himmel verfallen. Sie ignoriert mein Zögern und geht forschen Schrittes durch einen ersten dunklen Raum, in dem undefinierbare, wahrscheinlich nützliche Gegenstände gelagert sind. Hinter uns betritt ein älteres, niederländisches Ehepaar die selben Räumlichkeiten. Nach ein paar Meter stehen wir in einem kleinen Innenhof. Mit gelben Wänden, Heiligenbildchen und der Bärin mit dem Erdbeerbaum, dem Wahrzeichen Madrid. Ein Schild mit Pfeil weist uns nach links. „torno“ steht drauf – nicht etwa „horno“, was „Backofen“ bedeutet, sondern eben das spanische Wort für „Drehmaschine.“

Kekse von Nonnen in Madrid
Zu den Keksen bitte nach links!

Etwas verwirrt folgen wir dem Hinweis und stehen, gemeinsam mit den Holländern, in einem sehr kleinen Raum, in dem sich lediglich eine kleine Bank befindet sowie eine eine Art Durchreiche – mit Drehtür. Alles klar, ein „torno“!

An der Wand befinden sich zwei Schilder. Eines macht Werbung für „Radio …“, das andere listet die Kekssorten auf, die die Nonnen verkaufen. Es gibt neun verschiedene Sorten, jeweils als 500-Gramm-Portion oder als ein ganzes Kilo.

Madrid Kloster der backenden Nonnen
Die Preisliste für die Nonnenkekse von Madrid.

Noch bevor wir uns für irgendwas entscheiden, verkrümeln sich die zwei anderen Besucher und wir sind allein mit der Drehtür. Wie aus dem nichts ertönt ein „Hola!“ von jenseits der Durchreiche. „Hola!,“ erwidere ich, etwas überrascht, denn so ein proaktives Verhalten hatte ich nicht erwartet. „Tenemos naranjines y galletas,“ „Wir haben Naranjnes und Galletas“ sagt die Stimme und wenige Sekunden später dreht sich das Tablett in der Durchreiche und es erscheinen zwei Plastiktüten, in denen sich jeweils ein Karton mit einer der beiden Kekssorten befindet. Ich würde am liebsten irgendwas mit „nó plástico por favor!“ sagen,“ stattdessen frage ich:“medio kilo?“, „ein halbes Kilo?“ und die Stimme bestätigt: „medio kilo!“. Ich weiß weder, was Naranjines noch Galletas genau sind, die ersten kosten 10 Euro, die zweiten 9 Euro und „galletas“ klingen irgendwie mehr nach etwas Einfachem, Typischen, also lege ich einen 50 Euro-Schein auf das Tablett, sage „galletas por favor“, nehme die Tüte mit meinen favorisierten Keksen an mich und drehe die Tür einmal gegen den Uhrzeigersinn. Kurze Zeit später dreht sich die Durchreiche erneut und mein Rückgeld erscheint.

Drehtür mit Gebäck im Kloster
In dieser hässlichen Plastiktüte verbirgt sich etwas sehr Köstliches.

Dann muss alles ganz schnell gehen dann, weil die Nonne denkt, dass hier noch andere Menschen stehen und auf Kekse warten. Ich will einerseits unbedingt noch ein paar Fotos machen, andererseits aber auf gar keinen Fall die Nonne nerven. Geistesgegenwärtig sagt Christina „No hay otra persona“, „hier ist sonst niemand“, „Gracias y hasta luego“, „Danke und tschüss, knipst mich mit den Keksen und raus sind wir.

Klosterkekse aus Madrid
Galletas: Kekse mit Zitrone.

 

Die besten Kekse Madrids gibt es nur hier. Fast.

Um die besten Kekse Madrids zu kaufen, musst du genau so vorgehen wie von mir beschrieben. Oder du machst es dir einfach und gehst ein paar Schritte weiter. Nur wenige Meter um die Ecke gibt es, „Dulces de Conventos,“ einen kleinen Laden, der Produkte verkauft, die in Spaniens Klöstern hergestellt werden. Darunter auch Kekse der Las-Carboneras-Nonnen. Hätte ich mir die komplizierte Suche also sparen können? Ja und nein. Wenn du einfach nur Nonnenkekse kaufen möchtest, dann kannst du das in dem kleinen Ladengeschäft tun.

Klosterladen in Madrid
Um die Ecke: ein Geschäft mit Klosterprodukten.

Wenn du allerdings tagesfrische Kekse möchtest, dann bekommst du die nur direkt bei den Nonnen im Kloster. Der Nachteil ist lediglich, dass du dort nicht frei wählen kannst, welche der vielen Kekssorten du bekommst, da pro tag maximal ein bis zwei Sorten gebacken und angeboten werden. Dafür war mein Gebäck sogar noch leicht warm und gibt es etwas Schöneres, als Kekse in den Händen zu halten, die direkt aus dem Ofen kommen? Plus natürlich das abenteuerliche Gefühl, für kurze Zeit in eine Welt einzudringen, zu der man sonst keinen Zugang hat.

Der kleine Laden ist dennoch eine gute Alternative, sei es, du hast die Öffnungszeiten der Bäcker-Nonnen verpasst oder weil du vielleicht noch Lust auf andere Klosterprodukte wie Marmeladen oder Gewürze hast.

…und wie schmecken sie nun, die Nonnenkekse?

Okay, das kommt jetzt vielleicht echt bescheuert: erst den ganzen Aufriss, um frisch gebackene Kekse von Madrids Nonnen zu kaufen und dann noch nichtmal probieren. Warum? Weil ich zusammen mit zwei Bloggerkolleginnen einen zuckerfreien September mache. Dazu wirst du hier auch bald mehr lesen. Fakt ist: an den Keksen habe ich bisher nur kurz geschnuppert (zitronig und seeeehr vielversprechend der Geruch). Am 1. Oktober gibt’s die erste Kostprobe, natürlich im Rahmen einer schönen Teatime. Und dann werde ich hier natürlich berichten.

 

Nonnenkekse in Madrid kaufen: Adresse und Öffnungszeiten

Die Nonnenkekse gibt es im Kloster „Monasterio del Corpus Christi“ mitten in Madrids Zentrum zu kaufen.

Adresse für Nonnenkekse in Madrid: Plaza del Conde de Miranda 3, 28005 Madrid.

Öffnungszeiten: Täglich von 9:30 bis 13:00 und 16:30 bis 18:00.

 

Klosterladen Madrid „El Jardin del Convento“: Adresse und Öffnungszeiten

Adresse für den Klosterladen mit Produkten aus Spaniens Klöstern: Calle del Cordón, 1, 28005 Madrid

Öffungszeiten „El Jardin del Convento“: Montag geschlossen, Dienstag bis Sonntag 11:00-14:30 und 17:30-20:30

 

Kekse kaufen im Kloster in Madrid.
Da ist aber jemand happy!

Dieser Artikel ist der erste Teil meiner neuen Kategorie „Bakes & the City.“ Hier erzähle ich regelmäßig Geschichten über lokale Gebäckspezialitäten, die ich auf meinen Reisen entdeckt habe. Gibt es in deiner Stadt eine regionale Gebäckspezialität? Welches Gebäck muss ich unbedingt probieren, wenn ich in eine bestimmte Region reise? Ich freue mich über sachdienliche Hinweise und kann den Ofenduft schon fast riechen…