Clarksdale ist ein Ort, der meine Seele berührt hat wie kaum ein anderer in Mississippi: Hier verschmelzen die tiefen Wurzeln des Delta-Blues mit visionären Ideen für ein gutes Miteinander. Zwischen Blues Clubs, Vintage-Läden und Street Art erwacht das historische Erbe der Stadt zu neuem Leben und zeigt eine lebendige Szene, die meinen Besuch zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht hat – und vielleicht bald auch deinen?
Inhalt des Artikels
- Clarksdale und der Bubba-Effekt
- Hier wird der Blues gelebt: Clarksdales berühmte Blues Clubs
- Die Wurzeln des Blues: Trail Marker in und um Clarksdale
- Die moderne Seite von Clarksdale: Kaffee, Kreativität und Community
- Clarksdales Kulinarik: von nostalgisch bis trendy
- Sehenswürdigkeiten in Clarksdale, Mississippi
- Die Magie von Clarksdale
- Praktische Reisetipps für Clarksdale im Mississippi Delta
Clarksdale und der Bubba-Effekt
Mit Bubba O’Keefe, dem Direktor von Visit Clarksdale und gleichzeitig unser Kontakt vor Ort, spazieren wir durch die Straßen der kleinen Stadt im Zentrum des Mississippi-Deltas. Bubba ist hier so bekannt wie der Blues selbst. Alle paar Minuten hält ihn jemand an, und jeder, der uns begegnet, hat ein freundliches Wort, eine Frage oder Anliegen für ihn.
Bubba führt uns herum, und zeigt uns sein Clarksdale – und das sind nicht nur die schönen Ecken der Stadt. Bei unserer Walking Tour sehen wir auch Straßen, an denen der Asphalt Risse hat, Gebäude, die leer stehen und auf eine neue Bestimmung warten. Wir steuern auf eine Brache zu.
„Das hier ist genau wie Clarksdale, edgy und gritty. Aber hier ist auch etwas Besonderes, das nicht jeder versteht – hier liegt Magie in der Luft.“ Wo andere nur Hindernisse sehen, sieht Bubba Chancen. Dieser Optimismus, der aus seinen Worten spricht, zeigt sich auch in seinen vielen kleinen Taten, die uns in den nächsten Tagen immer wieder begegnen werden und uns Clarksdale ganz anders erleben lassen, als wir uns das eingangs vorgestellt haben.
Hier wird der Blues gelebt: Clarksdales berühmte Blues Clubs
Clarksdale wäre undenkbar ohne seine legendären Blues Clubs, die den Klang des Deltas lebendig halten. Ganz oben auf der Liste steht der Ground Zero Blues Club, den Schauspieler Morgan Freeman gemeinsam mit seinen Geschäftspartnern gegründet hat. Hier kann man fast jeden Abend Livemusik erleben.
Als wir dort eintreffen, bin ich überrascht, wie groß der Laden ist – und wie an den Tischen riesige Portionen von typischem Südstaaten Soul Food aufgetischt werden: Fried Pickles, Chicken Wings, Pecan Pie. Einen Blues Club hatte ich mir irgendwie anders vorgestellt, aber spätestens als der „Mississippi Marshal“ Hopper anfängt, Gitarre zu spielen und Laura Craig auf die Tasten ihres Keyboards haut und ihren wilden Lockenkopf schüttelt, habe ich das Drumherum vergessen. Nur noch das, was da vorne auf der Bühne passiert, zählt.
Neben Ground Zero gibt es auch die kleinen Clubs, die dem ursprünglichen Klang des Blues besonders nah bleiben. Der Bad Apple Blues Club ist so einer. Klein, schummrig, eine Luft, die zu dick zum Schneiden ist. Als wir hereinkommen, ist Inhaber Sean höchstpersönlich auf der Bühne, er winkt uns nach vorne, wir sollen uns nicht so weit hinten verstecken. Machen wir und stolpern dabei fast über eine schwarze Katze, die hier genauso zum Inventar zu gehören scheint wie Sean.
Und wir lernen unseren Tischnachbarn Günter kennen, der aus Oberfranken kommt und seitdem er 2010 zum ersten Mal – mehr oder weniger zufällig – in Clarksdale als Tourist gewesen ist, kommt er jedes Jahr wieder. Zwei ganze Wochen lang, um den Blues zu hören, mittlerweile manchmal sogar mit seiner Frau und Tochter. Er verrät uns noch seinen Geheimtipp für Clarksdale: Das Blues-Frühstück im Bluesberry Café, das immer am Wochenende stattfindet.
Seit 2005 ist die Hambone Gallery ein einladender Ort im historischen Zentrum von Clarksdale, gegründet vom Künstler und Musiker Stan Street. Er verwandelte ein leerstehendes Gebäude in einen kreativen Treffpunkt, der Besucher aus aller Welt anzieht. Neben der Galerie, die dienstags bis samstags von 11 bis 17 Uhr geöffnet ist, finden hier regelmäßig abendliche Events und die beliebte Tuesday Night Concert Series statt, bei der lokale und tourende Künstler aus den Genres Blues, Folk, Americana und Jazz auftreten.
Das für mich eindrucksvollste Erlebnis habe ich am nächsten Abend im Red’s Blues Club, ein klassischer Juke Joint, wie sie es früher zu Dutzenden hier gab. Wieder eine niedrige Decke, abgehängt mit Alufolie, rotes Neonlicht. Statt einer Bühne einfach etwas Platz in der Mitte des Raums, der von Tischen, Stühlen und Sofas eingerahmt ist. Heute erleben wir Anthony „Big A“ Sherrod, zum ersten Mal. Der Blues-Gitarrist aus Clarksdale hat mit seinem kraftvollen, eindringlichen Blues weit über Mississippis Grenzen hinaus Furore gemacht, zuletzt beim renommierten Montreux Jazz Festival in der Schweiz.
Im Red’s verschwimmt die Grenze zwischen Musik und Publikum, und für eine kurze Weile sind wir Teil dieses unvergesslichen Performance, die genau so eben nur in einer Stadt wie Clarksdale möglich ist.
Die Wurzeln des Blues: Trail Marker in und um Clarksdale
Clarksdale ist Teil des Mississippi Blues Trail, einer einzigartigen Route, die Reisende an die Ursprünge des Blues heranführt. Mit 15 Blues-Markern allein in Clarksdale und Coahoma County gibt es an jeder Ecke etwas Neues zu entdecken – von den Ursprüngen der Musik bis hin zu den Orten, die Blues-Legenden wie Robert Johnson und Muddy Waters inspiriert haben.
Neben den Blues Markern sind die vielen Murals von berühmten Musikerinnen und Musikern eine Hommage an das musikalische Erbe Clarksdales – du siehst sie überall in der Stadt.
Natürlich fahren wir auch an der Kreuzung der Highways 61 und 49: Hier thront ein großes Schild mit blauen Gitarren, das auf die sagenumwobenen „Crossroads“ hinweist, die in der Blues-Mythologie eine zentrale Rolle spielen. Auch wenn dies vermutlich nicht die tatsächliche Kreuzung ist, an der Robert Johnson laut Legende seine Seele verkaufte, um ein wirklich guter Bluesmusiker zu werden, ist sie dennoch eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Clarksdale und eine bedeutende Hommage an den Blues.
Die moderne Seite von Clarksdale: Kaffee, Kreativität und Community
Neben dem musikalischen und kulturellen Erbe erlebt Clarksdale eine moderne Renaissance. In der Meraki Roasting Co. auf der Sunflower Avenue treffen sich Einheimische und Reisende, um handwerklich gerösteten Kaffee zu genießen und die kreative Energie der Stadt zu spüren.
Das Travelers Hotel ein stilvolles Boutique-Hotel, untergebracht in einer Eisenbahner-Unterkunft aus den 1920er Jahren, bewahrt den Charme vergangener Tage in einer minimalistischen, modernen Atmosphäre. Es ist nur wenige Meter von den wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Clarksdale entfernt – in Laufdistanz, was für amerikanische Städte ja nicht immer selbstverständlich ist.
Auf keinen Fall auslassen solltest du den Cat Head Delta Blues & Folk Art Store. Dieser außergewöhnliche Plattenladen, gegründet von Roger Stolle, ist das Herzstück der Blues-Kultur in Clarksdale. Cat Head bietet eine handverlesene Auswahl an Vinyl-Schallplatten, Blues-Literatur und Souvenirs. Hier kannst du nicht nur stöbern, sondern bei regelmäßigen Live-Auftritten und Blues-Workshops den Vibe von Clarksdale hautnah erleben.
Clarksdales Kulinarik: von nostalgisch bis trendy
Kulinarisch hat Clarksdale ebenfalls einiges zu bieten. Abe’s Bar-B-Q ist eine Institution für Pulled Pork sowie Hot Tamales, sehr bodenständig und lässig. Im schicken Yazoo Pass bekommst du Gumbo und fancy Sandwiches, während Our Grandma’s House of Pancakes das klassische Südstaaten-Frühstück serviert – Pancakes, Waffeln, Eier, Bacon.
Dann ist da noch das Rest Haven Restaurant, ein Ort, der einem das Gefühl gibt, die Zeit sei stehen geblieben. Es gibt zwei Räume – einer davon kürzlich renoviert und einer, der seit Jahrzehnten unverändert geblieben ist. Du darfst dreimal raten, für welchen ich mich entschieden habe.
Hier sitzt man an Tischen mit bunten Plastiktischdecken, umgeben von älteren Männern, die Zeitung lesen und gelegentlich den Blick auf einen der Fernseher mit den Nachrichten werfen. Wir bestellen wie immer zu viel, aber wie soll man sich bei dem Angebot an hausgemachten Frühstücksklassikern und Kuchen auch für eine Sache entscheiden (falls du mal dort bist, dann darfst du den Coconut Cake auf gar keinen Fall auslassen!).
Sehenswürdigkeiten in Clarksdale, Mississippi
Auf der Hopson Plantation, der ersten Farm mit mechanisiertem Baumwollanbau, kann man die Vergangenheit des Delta hautnah erleben. Die Plantage ist nahezu unverändert erhalten und zeigt authentische Pächterhütten, das originale Baumwoll-Entkörnungshaus sowie verschiedene Nebengebäude, die die Zeit des aktiven Farmbetriebs anschaulich machen.
Heute ist die Plantage auch Heimat des Shack Up Inn, das sich das älteste Bed & Breakfast der Welt nennt und wo Besucher den in restaurierten Pächterhütten übernachten können.
Eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten von Clarksdale ist das Delta Blues Museum. Schon der Anblick des ehemaligen Bahnhofsgebäudes, in dem das Museum untergebracht ist, macht klar, dass hier die Wurzeln des Blues lebendig bleiben. Hier befindet sich auch die kleine Holzhütte, die Muddy Waters‘ Zuhause auf der nahegelegenen Stovall Plantation war.
Dieses einfache, aus Holzplanken zusammengesetzte Häuschen ist heute ein Symbol für die Ursprünge des Blues und zeigt, wie die Musiklegende in den 1940ern von hier aus aufbrach, um den Blues nach Chicago zu bringen und so die moderne Musik maßgeblich zu beeinflussen.
Eine weitere beliebte Sehenswürdigkeit in Clarksdale ist das Tennessee Williams Rectory Museum. Der Dramatiker verbrachte die Sommer seiner Kindheit in Clarksdale, wo sein Großvater als Rektor tätig war. Das Museum, das sich im alten Pfarrhaus befindet, bietet Einblicke in Williams‘ prägende Jahre und die Einflüsse des Südens, die ihn zu seinen Werken wie „A Streetcar Named Desire“ (auf Deutsch: „Endstation Sehnsucht“) inspirierten.
Clarksdale erleben: Musik-Festivals
Jedes Jahr zieht das Juke Joint Festival im April Musikliebhaber aus aller Welt an, um den Blues in all seiner Vielfalt zu erleben. Auch das Sunflower River Blues & Gospel Festival und das Deep Blues Fest im Oktober bieten die Gelegenheit, Clarksdale in seiner lebendigsten Form zu erleben und mit Einheimischen ins Gespräch zu kommen. Aber Achtung: Die kleine Stadt platzt während der Zeit der Festivals aus allen Nähten, du solltest dich also zeitnah um eine Unterkunft, wie etwa ein Zimmer im Travelers Hotel, bemühen.
Kanu Abenteuer auf dem Mississippi mit Quapaw Canoe Company
Neben der Musik gibt es in Clarksdale eine andere, ganz besondere Erfahrung: eine Kanutour auf dem Mississippi mit der Quapaw Canoe Company. Gegründet von John Ruskey, bietet Quapaw geführte Kanutouren auf dem Fluss an und zeigt Besuchern die ruhige Seite des Delta.
Wir paddelten entlang der Strömung, machten Rast auf Sandbänken und beobachteten sogar einen Weißkopfseeadler hoch oben in den Lüften – ein stiller Kontrast zur energiegeladenen Blues-Szene der Stadt und eine magische Begegnung mit der Natur des Deltas und dem mächtigen, faszinierenden Mississippi River.
Die Magie von Clarksdale
Am letzten Nachmittag in Clarksdale stehen wir mit Bubba in einem kleinen, liebevoll eingerichteten Vintage-Laden, der voller Schätze aus früheren Jahrzehnten steckt – Kleidungsstücke, Möbelstücke, kleine Dekorationsgegenstände. Die Besitzerin, eine energiegeladene Frau mit einem ansteckenden Lachen, erzählt uns, wie sie ursprünglich nur auf einen Kurztrip in der Stadt war.
Dann aber ist sie Bubba begegnet, und der hatte, wie sollte es auch anders sein, eine Idee für sie: „Er hat mir sofort gezeigt, dass hier noch Platz für Träume ist,“ sagt sie und lacht. In diesem Moment spüre ich sie ganz deutlich: die Magie Clarksdales, die Menschen aus aller Welt hierherzieht und sie manchmal auch länger bleiben lässt als nur ein paar Tage.
Praktische Reisetipps für Clarksdale im Mississippi Delta
Anreise
Clarksdale liegt etwa 90 Minuten südlich von Memphis, Tennessee, und ist ideal mit dem Mietwagen erreichbar. Der Memphis International Airport (MEM) ist der nächstgelegene Flughafen. Die Fahrt ins Mississippi-Delta führt dich durch flache Felder und das typische, weitläufige Landschaftsbild der Region.
Erster Anlaufpunkt
Ein Besuch in der Touristeninformation im Stadtzentrum ist ein guter Start. Dort bekommst du Karten, Broschüren und persönliche Empfehlungen für Sehenswürdigkeiten und Events.
Parken
Direkt am Travelers Hotel gibt es einen großen, kostenlosen Parkplatz. Auch in der Innenstadt stehen viele Parkmöglichkeiten zur Verfügung, die in der Regel ebenfalls kostenfrei sind und in der Nähe der Clubs und Museen liegen.
Beste Reisezeit
Der Frühling (April bis Mai) und der Herbst (September bis Oktober) sind ideal für einen Besuch, wenn das Wetter angenehm ist. Ein Highlight im April ist das Juke Joint Festival, das Blues-Fans aus aller Welt anzieht. Die Sommermonate können heiß sein, aber die Nächte in den Clubs bleiben ein Erlebnis, das seinesgleichen sucht.
Unterkunft
Clarksdale bietet einzigartige Übernachtungsmöglichkeiten wie das Shack Up Inn auf der historischen Hopson Plantation oder das Travelers Hotel in der Innenstadt. Beide liegen günstig zu den legendären Blues-Clubs wie dem Ground Zero oder Red’s, die fast täglich Livemusik bieten.
Offenlegung: Diese Recherche erfolgte auf Einladung von Visit Mississippi. Vielen Dank für die Unterstützung! // Dieser Artikel enthält Affiliate Links (mit einem * gekennzeichnet oder als Werbe-Einschub von GetyourGuide). Wenn du etwas über diesen Link buchst oder kaufst, erhalte ich eine kleine Provision, während sich für dich nichts am Preis ändern sollte. Vielen Dank für den Support meiner Arbeit!