Im Juli 2020 war ich zum ersten Mal Fastenwandern – und habe dabei auch zum ersten Mal richtig gefastet. Wie ich die Woche mit Fasten, Wandern und Yoga in den Ammergauer Alpen erlebt habe, habe ich in meinem Artikel „7 Tage Fastenwandern und Yoga: Meine Erfahrung“ aufgeschrieben.
Dieser Beitrag enthält Werbung für Relaxt Fasten mit Anette
Inhalt des Artikels
Fastenwandern und Fastenyoga: Was dahinter steckt
Schon während meiner Fastenwoche und auch danach habe ich viele Fragen zum Fasten und insbesondere zum Buchingerfasten bekommen. Als Teilnehmerin der Fastenwanderwoche kann ich zwar von meinen Erfahrungen erzählen, aber um spezifischere Fragen zu beantworten, bin ich nicht kompetent genug. Wer hingegen aber sehr kompetent ist, das ist Anette Mayr, unsere immer gut gelaunte und motivierende Fastenleiterin. Also haben wir uns zusammengesetzt und ich habe Anette all das gefragt, was ich gefragt wurde und was ich selbst noch gerne wissen würde – darüber, was das Fasten mit unserem Körper und unserem Geist macht, was es mit den ominösen Fasten-Hochs und Tiefs auf sich hat und warum sie selbst so ein überzeugter Buchinger-Fasten-Fan ist, dass sie ihre Leidenschaft mit anderen teilen möchte.
Interview mit Anette Mayr
Wann hast du zum ersten Mal gefastet und warum?
Das war vor 20 Jahren, kurz nach der Geburt meines zweiten Kindes. Ich habe die Schwangerschaftskilos einfach nicht runterbekommen und nach irgendwas gesucht, bei dem ich ich bewegen und mir gleichzeitig etwas gutes tun konnte. In einer Zeitschrift habe ich dann eine Anzeige für „Fastenwandern im Allgäu“ gesehen und mich kurzerhand angemeldet – hingefahren bin ich dann aber mit einem komischen Gefühl und einigen Bedenken. Zum Glück ohne Grund: Das erste Mal Fasten war gleich ein Volltreffer, sehr gut angeleitet und rundum toll.
Wie oft hast du seitdem gefastet?
Seit diesem ersten Erlebnis faste ich ein- bis zweimal im Jahr. Bis vor drei Jahren habe ich das immer in der Gruppe gemacht und immer in der Kombination von Fastenwandern und einer weiteren Art von Bewegung, wie Radfahren oder Yoga.
Wie kam der Entschluss, selbst Fastenwandern anzubieten?
Nicht selten hatte ich bei diesen Fastenwochen ein komisches Gefühl. Es war zu wenig Betreuung da, manche Fastenleiter hatten teilweise Ansätze, die für mich nicht nachvollziehbar waren. Da habe ich den Enschluss gefasst: Das will ich selber machen. Und zwar als jemand, der voll dahinter steht, der den Teilnehmern und Teilnehmerinnen erklärt, was gemacht wird und der ihnen die Ängste nimmt. Seit 2018 gibt es nun meine Fastenwander-Angebote unter „Relaxt fasten mit Anette“.
Warum Fasten nach Buchinger?
Ich habe mich auch mit anderen Fastenarten wie zum Beispiel dem Fasten nach F.X Mayr oder Hildgegard von Bingen beschäftigt, aber irgendwie war mir das alles nicht so ganz plausibel. Der Prozess des Buchinger-Fastens fühlt sich für mich und meine Körper einfach richtig an.
Warum Fastenwandern mit Yoga?
Die Kombination aus Fasten, Wandern und Yoga ist einfach perfekt. Yoga ist ein super Ausgleich zum Wandern, einerseits bekommt man so gut wie keinen Muskelkater und andererseits kommt man dabei so gut zur Ruhe. Gerade wenn man einige Ängste hat, was das Fasten betrifft, kann Yoga den Geist beruhigen und es unterstützt den Prozess. Yoga – Fallschirmspringen würde ich hingegen nicht unbedingt empfehlen.
Für wen ist Fasten geeignet? Und für wen nicht?
Fasten, wie ich es anbiete, ist „Fasten für Gesunde.“ Jeder, der gesund ist und etwas für sich tun will, kann teilnehmen. Nicht fasten sollten Kinder, Jugendliche und Schwangere, sowie Menschen die an Gicht, Krankheiten der Schilddrüse oder an einer Essstörung leiden.
Gibt es eine Altersgrenze fürs Fasten?
Ich würde sagen, ab dem Alter von etwa 22 Jahren kann man mit dem Fasten beginnen. Noch oben gibt es hingegen keine Altersgrenze: Ich hatte auch schon 75-Jährige dabei, die das ganz locker gemacht haben.
Welche Nebenwirkungen gibt es beim Fasten?
Oftmals zu Beginn: Kopfweh, Kreislauf, Emotionen.
Auf was sollten Fastenanfänger achten?
Ich rate dazu, nicht alleine mit dem Fasten anzufangen. Klar, man kann das machen , wenn man Bücher liest und wenn man mit seinem Körper völlig im Reinen ist – aber ich bin überzeugt davon, dass es in einer Gruppe ein besserer Einstieg in das Fasten ist. Alleine ist man dazu geneigt, eher aufzugeben und den inneren Schweinehund walten lassen. Und manche Sachen sind zu Beginn einfach nicht ganz klar, wie zum Beispiel das Glaubern.
A propos „glaubern“ – Warum soll man laut Buchinger Glaubersalz einnehmen?
Das Glaubern ist einfach der Startschuss für den Körper, das Zeichen dafür, dass jetzt irgendwas anders wird. Damit passiert die Reinigung des Körpers zu Beginn der Fastenwoche und die Entleerung des Darms.
Zum Thema „Einläufe“ gibt es auch zwei Meinungen. Warum empfiehlst du sie?
Buchinger hat sich das ausgedacht und ich glaube, dass er damit recht hat. Einläufe unterstützen das Fasten und meiner Meinung nach kommt man nicht drumherum. Der Körper merkt einfach: „Huch, irgendwas ist da jetzt los, irgendwas ist anders.“ Ja, das ist relativ vehement, aber total hilfreich.
Leerer Darm, leichter Körper: Führt Fasten immer zu einer Abnahme?
Ja – ich habe noch nie jemanden erlebt, der nicht abnimmt.
Ist Fasten nicht zu extrem? Was unterscheidet Fasten von einer Crash-Diät?
Eine Crash-Diät ist sinnlos, weil man immer Hunger hat, dadurch ständigen Stress empfindet und danach unweigerlich der Jojo-Effekt einsetzt. Beim Fasten entscheidet man sich bewusst für eine gewisse Zeit für den Verzicht auf feste Nahrung. Wenn man sich an Buchingers Vorgaben hält, empfindet man dabei eben keinen Hunger. Und wenn man danach richtig belastet – langsam isst, sich vorwiegend basisch ernährt und nicht sofort in alte Muster verfällt – dann wird man den Abnahmeerfolg auch halten können.
Warum sind die ersten Fastentage die schwersten?
Ganz einfach: Weil der Körper sich von Genuss auf Entzug umstellt und erstmal richtig unter Stress steht. Dabei wird Adrenalin ausgeschüttet, das ist anstrengend für den Körper und den Geist. Wenn du das wie ich seit 20 Jahren immer wieder machst, fällt es natürlich leichter. Der Körper merkt: „Ah, jetzt ist es wieder so weit, entspann dich.“
Ist Wandern nicht zu anstrengend, wenn man fastet?
Interessanterweise sind Fastende höchst leistungsfähig. Zum einen geistig – ein blitzscharfer Verstand oder kreative Glanzleistungen sind keine Seltenheit. Es gibt viele, die während dem Fasten endlich ihre Schreibblockade überwinden, und ich hatte auch schon Musiker und Schauspieler, die mir bestätigt haben dass ihnen dabei die besten Ideen kommen. Dafür ist man manchmal etwas schusselig und vergesslich: Der Geist vernachlässigt die Dinge, die nicht wichtig sind und macht Platz für das Wesentliche.
Aber auch körperlich ist man fit, wobei das bei jedem anders ist. Aber es gibt sogar Teilnehmer meiner Fastenwoche, die abends nach unseren Wanderungen noch mal 10 Kilometer für sich laufen und sich total gut dabei fühlen. Allerdings erst ab dem dritten Tag, denn bis dahin kann es gut sein, dass man sich schlapp und energielos fühlt.
Welche positiven Effekte hat das Fasten?
Das berühmte Fastenhoch gibt’s auf jeden Fall. Die Auge leuchten, die Haare glänzen, alles strahlt: das beobachte ich immer wieder. Es gibt viele, die mit Fasten ihre Gelenkschmerzen loswerden, oder leichte Hautkrankheiten und sogar Rheuma. Ich hatte sogar schon dreimal schon Frauen mit Kinderwunsch, die danach schwanger wurden.
Gibt es auch negative Erlebnisse?
Es gibt selten Teilnehmer, die die Woche total schlecht fanden und danach gesagt haben: „Das mache ich nie wieder.“ Aber ja, das Fastentief trifft einige. Da kann es sein, dass manche grundlos aggressiv werden und schlechte Laune haben, was dann natürlich auch die Gruppe beeinflusst. Eine gute Fastenleitung muss das aushalten können. Wenn hingegen jemand weint, dann finde ich das nicht schlimm – Gefühle soll man rauslassen dürfen beim Fasten.
Was sollen die Teilnehmer der Fastenwoche mit nach Hause nehmen?
Ich wünsche mir, dass sie das Gefühl der Fastenwoche in den Alltag mitnehmen können und dass sie einen Impuls für eine gesündere Ernährung bekommen. Sie müssen jetzt nicht jeden Tag Yoga machen oder sich immer supergesund ernähren. Aber wenn sie auch nur eine der Aktivitäten aus der Fastenwanderwoche in ihren Alltag integrieren – und seien es nur fünf Minuten Yoga pro Tag – dann ist das doch schon toll.
Und ich wünsche mir, dass sie diesen ganz besonderen Spirit vom blauen Land, in dem wir so viel gewandert sind, mitnehmen können.
Info Fastenwandern mit Anette
Anette Mayr bietet mehrere Retreats „Fastenwandern mit Yoga“ in Oberbayern an. Die aktuellen Termine findest du hier. Was dich dort erwartet und warum ich die Fastenwanderwoche aus ganzem Herzen erfahre, liest du in meinem Artikel „7 Tage Fastenwandern und Yoga: Meine Erfahrung“.
Relaxt Fasten mit Anette: Mein Fazit
Ich war noch nie ein großer Yoga-Fan und dass ich mal freiwillig fasten würde, hätte ich mir bis vor Kurzem noch nicht vorstellen können. Alles, was Anette in diesem Interview erzählt, kann ich genau so unterschreiben. Das Fasten fiel mir so viel leichter, als ich das zuvor befürchtet hatte und ich hatte weder schlimmen Hunger noch habe ich mich körperlich oder mental nicht gut gefühlt – ganz im Gegenteil. Und, das muss ich wohl tatsächlich zugeben: Die abendlichen Yoga-Übungen unter der Anleitung von Anette haben deutlich dazu beigetragen, dass die Fastenwoche für mich ein voller Erfolg war, und dass ich so leicht durch sie hindurchgegangen bin. Wenn ich noch einmal eine Fastenwoche mache (und ich bin mir ganz sicher, das werde ich!), dann nur in Verbindung mit Yoga. Never change a winning team.