Mit dem Hausboot auf dem Templiner Gewässer unterwegs zu sein, vorbei an Schilf und Seerosen, ohne die Hektik der Berufsschifffahrt und bei einer Geschwindigkeit von maximal 10 km/h, hat man das Gefühl, der Alltag bleibt weit zurück. Mit den speziell für diese Gewässer entwickelten Boote von Kuhnle Tours, die leicht zu steuern sind, braucht man keinen Bootsführerschein – ideal, wenn man einfach mal abschalten will.
Inhalt des Artikels
- Hausbooturlaub in Brandenburg: Slow Travel auf dem Wasser
- Ziegeleipark Mildenberg – Startpunkt mit Geschichte
- Einweisung und Vorbereitung – Bevor das Abenteuer beginnt
- Unser Heim auf Zeit: Der Kormoran
- Flexibilität und Freiheit auf dem Wasser
- Templin – Kultur und Natur an Land
- Vom Hausboot aufs Kanu
- Magische Abende an Deck
- Hausbooturlaub Uckermark: Infos & Tipps
Hausbooturlaub in Brandenburg: Slow Travel auf dem Wasser
Die Uckermark im Norden Brandenburgs einmal ganz anders erleben – und zwar vom Wasser aus? Aber sehr gerne doch! Seit meinem ersten Hausbooturlaub in Brandenburg und auf der Mecklenburgischen Seenplatte im letzten Jahr hat mich diese Art des Reisens nicht mehr losgelassen. Das gemächliche Dahingleiten über die Seen, das Gemeinschaftsgefühl an Bord und die Möglichkeit, alles in meinem eigenen Tempo zu erkunden – genau mein Ding. Als sich in diesem Jahr die Chance bot, die Uckermark aus dieser besonderen Perspektive zu erleben, war ich sofort dabei.
Ziegeleipark Mildenberg – Startpunkt mit Geschichte
Unsere Hausboottour beginnt im Ziegeleipark Mildenberg, einem Ort von großer historischer Bedeutung. Ende des 19. Jahrhunderts war Mildenberg eines der größten Ziegeleireviere Europas. Millionen von Ziegelsteinen wurden hier produziert und nach Berlin transportiert, wo sie maßgeblich zum Aufbau der Stadt beitrugen. Viele der Wasserwege, auf denen wir fahren, wurden speziell für den Transport dieser Ziegel angelegt.
Heute erinnert der Ziegeleipark mit seinen erhaltenen Ringöfen und Ausstellungen an diese industrielle Vergangenheit. Die einstigen Tongruben haben sich in eine Kette von etwa 50 Seen verwandelt, die nun Freizeitboote statt Frachtschiffe anziehen. Von Mildenberg, direkt an der Havel, startet unsere Hausbootreise.
Einweisung und Vorbereitung – Bevor das Abenteuer beginnt
Bevor wir mit unserem Heim auf Zeit die ruhigen Gewässer der Uckermark erobern, absolvieren wir noch eine umfassende Einweisung – diese ist Pflicht, damit man auch ohne amtlichen Bootsführerschein so ein großes Schiff wie unseren Kormoran steuern darf. Wir legen los mit einer theoretischen Einführung, bei der die wichtigsten Grundlagen erklärt werden. Gemeinsam mit dem Team von Kuhnle Tours besprechen wir den Törnplan und werfen einen ersten Blick auf die Seekarten. Es gilt, die Route im Detail zu planen und dabei die Schleusen, Brücken und möglichen Anlegestellen zu berücksichtigen.
Auch die Aufgaben an Bord werden verteilt – Teamwork ist hier gefragt. Wer übernimmt das Steuern? Wer navigiert? Wer sorgt dafür, dass beim Anlegen alles glatt läuft?
Nach dem theoretischen Teil folgt die praktische Einweisung direkt am Boot. Hier zeigt uns das Team, wie die Steuerung funktioniert, worauf beim An- und Ablegen zu achten ist und wie die Bordinstrumente bedient werden. Besonders wichtig sind die Manöver in engen Bereichen, wie bei den Schleusen oder unter Brücken – ja, auch bei Slow Travel auf dem Wasser gibt es Momente, in denen der Adrenalinspiegel ein wenig ansteigt.
Unser Heim auf Zeit: Der Kormoran
Die Kormoran-Hausboote gelten als einige der schönsten Charterboote Europas. Kuhnle Tours hat sie speziell für den Charterbetrieb entwickelt, um sie sowohl geräumig als auch leicht manövrierbar zu machen. Mit einem großzügigen Salon, hohen Decken und bis zu vier gleichwertigen Kabinen bieten diese Boote Komfort für Familien, Paare oder Freundesgruppen.
Das große Deck wird unser Treffpunkt für Frühstück und Grillabende, die kleine Badeplattform gehört mir morgens ganz alleine, wenn ich mit meiner Tasse Tee dort stehe und den Sonnenaufgang beobachte.
Der geringe Tiefgang von nur 75 Zentimetern ermöglicht es den Kormoran-Booten, auch flachere Gewässerabschnitte zu befahren. Dieses Design macht sie ideal für Binnengewässer wie das Templiner Gewässer, wo niedrige Brücken und Schleusen zu passieren sind. Dank großer Wasser-, Abwasser- und Treibstofftanks kannst du längere Strecken zurücklegen, ohne häufig anlegen zu müssen – perfekt für ein unabhängiges und nachhaltiges Reiseerlebnis.
Ich mag diese kühle und scharfe Stunde des Morgens, wenn der Mensch noch schläft und die ganze Natur erwacht. Die Luft ist voller geheimnisvoller Reize, die den Spätaufstehern unbekannt sind. Ich atme ein, ich trinke sie; ich sehe alles Leben zurückkehren, das materielle Leben der Welt, das Leben, das alle Planeten durchzieht und dessen Geheimnis unser ewiges Rätsel ist.
– Guy de Maupassant, auf See.
Flexibilität und Freiheit auf dem Wasser
Die breiten Wasserstraßen, die im 18. und 19. Jahrhundert angelegt wurden, bieten ausreichend Platz und machen die Navigation besonders angenehm. Das merke ich besonders dann, wenn uns größere Boote entgegenkommen – ein kurzes Herzklopfen aber dann merke ich, dass wir beide sehr gut aneinander vorbeikommen. Puh!
Wir fühlen uns fast ein wenig wie abenteuerlustige Pioniere, als wir durch die Schleuse Kannenburg fahren. Sieben Jahre lang war sie geschlossen und wurde erst im April 2024 wieder neu eröffnet. Seitdem sind zuvor abgeschnittene Teile des Templiner Gewässers endlich wieder mit dem Boot zu erreichen. Unsere Route führt uns durch eine Kette von Seen und Wasserwegen bis hin zur historischen Stadt Templin, wo wir an Land gehen.
Glaube mir, mein junger Freund, es gibt nichts – absolut nichts –, was sich halb so sehr lohnt, wie einfach nur in Booten herumzutuckern. – Kenneth Grahame, Der Wind in den Weiden.
Templin – Kultur und Natur an Land
Vom Stadthafen Templin ist man in wenigen Minuten im Stadtkern. Hier machen wir einen Sightseeing-Spaziergang, vorbei an den Stadttoren und der Mauer, durch die kleinen Gassen der Stadt bis zum barocken Rathaus, in dem sich auch die Touristeninformation befindet.
Damit nicht genug an Bewegung – weiter geht’s zu einer Fahrradtour. Unsere Räder mieten wir bei Fahrradverleih Winkler in Templin. Die Tour führt vorbei am farbenfrohen Ahorn Hotel, entlang des Lübbesees und durch wunderschöne Waldgebiete. In Milmersdorf an der Ahlimbsmühle machen wir Halt für eine Erfrischung. Auf dem Gelände finden öfters Veranstaltungen statt und auch heute haben wir Glück, es gibt Getränke und sogar einen DJ.
Zurück in Templin gibt es jede Menge Auswahl an Essen und Trinken. Das „Teuflisch gute Eiscafé“ wurde mir von meiner Mitreisenden Heidi empfohlen und diesen Tipp kann ich hier gerne weitergeben. Abends essen wir im Restaurant „Shanty“ direkt am Stadtsee – regionale Küche mit herrlichem Seeblick. Auch für einen Absacker haben wir es nicht weit: Die Hafenbar Templin bietet eine entspannte Atmosphäre und Cocktails wie den „Hafenbar Sling“ mit Gin und Johannisbeerlikör.
Vom Hausboot aufs Kanu
Ein weiteres Highlight meiner Hausboottour durch die Uckermark findet auf einem weitaus kleineren Gefährt statt: Weil wir vom Wasser nicht genug bekommen können, machen wir eine geführte Kanutour mit dem Diplom-Biologen Thomas Volpers. Die Tour führt uns über den Bruchsee und den Gleuensee, durch schmale Flussarme und vorbei an den unberührten Ufern der Region.
Dabei erfahren wir Spannendes über die Flora und Fauna der Uckermark – Thomas Volpers ist ein wandelndes Lexikon und darüber hinaus ein sehr angenehmer Mensch. Wir machen kurz Stopp am Naturcamp Gleuensee, und ich mache eine mentale Notiz, hier irgendwann einmal mit dem Zelt zurückzukommen.
Magische Abende an Deck
So schön und interessant unsere Ausflüge sind – allabendlich scheint es, als hätten wir alle Heimweh nach unserem Boot.
Für mich sind, neben dem Sonnenaufgang, den ich gerne alleine genieße, unsere gemeinsamen Abende an Bord das Schönste. Wir verbringen sie mit Gitarrenbegleitung und ein paar Passagen aus Guy de Maupassants „Auf See“. Der Autor erzählt in dem kleinen Buch über seinen Segeltörn in Frankreich und sinniert dabei über die großen und kleinen Fragen des Lebens.
Der Mensch hat das Bedürfnis, dem Alltag zu entfliehen, um sich wiederzufinden. – Guy de Maupassant, Auf See
Hausbooturlaub Uckermark: Infos & Tipps
Wo kann ich ein Hausboot mieten?
Die Kormoran-Hausboote kannst du bei Kuhnle Tours mieten. Kuhnle Tours bietet verschiedene Charterbasen in Deutschland und Europa an, die sich auf langsam fahrende Boote und Binnengewässer spezialisiert haben. Unsere Tour begann am Ziegeleipark Mildenberg, der direkt an der Havel liegt. Von hier aus kannst du das Templiner Gewässer und die umliegenden Seen erkunden. Neben der Uckermark bietet Kuhnle Tours auch Touren in der Müritz-Region, Frankreich und Polen an.
Für wen ist ein Hausbooturlaub geeignet?
Ein Hausbooturlaub ist ideal für Paare, Familien und Freundesgruppen. Besonders praktisch: Für die meisten Hausboote, wie die Kormoran-Baureihe, benötigst du keinen Bootsführerschein. Mit einer kurzen theoretischen und praktischen Einweisung kannst du dein Abenteuer sicher beginnen. Hausboote sind auch perfekt für diejenigen, die eine entschleunigte Reiseform inmitten der Natur suchen.
Wie viel kostet eine Hausboottour?
Die Preise für eine Hausboottour variieren je nach Saison, Bootstyp und Revier. Eine Woche auf einem Kormoran-Hausboot in der Uckermark startet bei etwa 1.200 Euro, abhängig von der Kabinengröße und Ausstattung. Die Kosten lassen sich gut auf mehrere Personen verteilen. Tages- oder Wochenendtouren sind ebenfalls möglich.
Wann ist die beste Zeit für eine Hausboottour?
Die Hauptsaison für Hausboottouren liegt zwischen April und Oktober, wenn die Wetterbedingungen angenehm und die Wasserstraßen gut befahrbar sind. Besonders der Sommer ist ideal, um die langen Tage und warmen Temperaturen auf dem Wasser zu genießen. Auch der Spätsommer und Frühherbst bieten sich an, wenn die Natur in goldenen Farben erstrahlt.
Wo kann man übernachten?
Bei besonders schönem Wetter ist das Ankern auf dem See ein wunderschönes Erlebnis. Unter dem klaren Sternenhimmel einzuschlafen, die nächtlichen Geräusche der Natur zu hören und am frühen Morgen direkt ins erfrischende Wasser zu springen, gehört zu den Höhepunkten eines Hausbooturlaubs.
Alternativ gibt es zahlreiche Marinas, an denen du anlegen kannst. Es ist ratsam, den Hafenmeister vorher anzurufen, um sicherzustellen, dass noch ein Platz frei ist. In den Marinas erhältst du Zugang zu Strom und kannst das Brauchwasser korrekt entsorgen.
Offenlegung: Die Recherche zu meinem Hausbooturlaub erfolgte im Rahmen einer Pressereise auf Einladung von TMB Tourismus Marketing Brandenburg. Vielen Dank für die schöne Zeit!