Stettin Food Guide: Piroggen, Pastetchen, Pfefferkuchen – 8 Foodie-Tipps für Stettin

Das leckerste Essen in Stettin

Bodenständig, hausgemacht, handfest: mit diesen Worten lässt sich die traditionelle Stettiner Küche beschreiben. In Stettin, bzw. Sczezcin wie die Stadt auf polnisch heißt, stehen neben dem Klassiker Piroggen auch andere Stettiner Spezialitäten hoch im Kurs. Ich habe mich durch die Stadt an der Oder geschlemmt und verrate dir meine kulinarischen Highlights aus Stettin. Smacznego – guten Appetit!

1. Die besten Pierogi in Stettin

When in Poland…eat Pierogi! Eines meiner ersten Must-Dos sobald ich polnischen Boden betrete, ist der Besuch einer Pierogarnia, also eines Restaurants, das auf die gefüllten Teigtaschen spezialisiert ist. In Stettin mache ich mich auf die Suche nach den besten Piroggen der Stadt, das stellt sich aber als gar nicht so einfaches Unterfangen heraus. Samstag Nachmittag: jedes Restaurant ist rammelvoll. Am Sonntag wiederum sind viele Piroggen Restaurants geschlossen. Mit ein wenig Geduld und ein paar hangry-Krisen später klappt es dann doch und meine drei Mitreisenden und ich können einen Tisch in der Pierogarnia Kaszubska Centrum ergattern.

die besten pierogi in Stettin

Der erste Eindruck: eine typische Pierogarnia stellt man sich irgendwie anders vor – hier ist alles so modern. Statt Häkeldeckchen und schwerer Eichentische: fröhliche Farben, funktionale Möbel und das Essen wird am Tresen bestellt. Ebenso so wenig klassisch wie das Interieur ist auch die Karte. Natürlich gibt es auch in der Pierogarnia Kaszubska die Klassiker wie die mit Schweinefleisch oder Sahne und Speck gefüllten Pirrogen, oder die „Pierogi Ruskie“ mit einer Füllung aus Kartoffeln, Hüttenkäse und gebratenen Zwiebeln. Sehr erfreulich ist daneben eine große Auswahl an vegetarischen Piroggen mit teilweise ungewöhnlichen Zutaten.

Ich probiere Piroggen mit einer Füllung aus Linsen- und Buchweizen- sowie Gerste – sehr köstlich! Für Veganer sind diese leider keine Option, denn zum einen wird der Nudelteig normalerweise mit Ei zubereitet und die Piroggen großzügig mit in Butter gebratenen Zwiebeln garniert. Günstig ist der Besuch in einer Pierorgarnia meistens auch: für eine Portion mit sechs Pierogi zahlst du zwischen drei und vier Euro, je nach Füllung.

Pierogarnia Kaszubska Centrum, plac Zgody 1, Wejście od ul, Edmunda Bałuki, 70-472 Stettin

Weitere beliebte Piroggen Restaurants in Stettin

Pierogarnia na Deptaku, aleja Wojska Polskiego 29, 70-246 Stettin
Pierogarnia „Za rogiem“, Jarowita 10, 70-001 Stettin
Pierogarnia ze „Słonka“, Milczańska 48, 70-107 Stettin

2. Lang, schokoladig, lecker: polnischer Meterkuchen

Ich liebe regionales Gebäck, deswegen gibt es hier auf dem Blog ja auch die Kategorie „Bakes and the City.“ Deshalb ist Stettin auch ein Schlaraffenland, denn hier wird die Kuchen- und Tortenkunst noch so richtig zelebriert. Wie auch beim polnischen Meterkuchen. Der Name ist Programm: Der „Metrowiec“ ist tatsächlich ein sehr langer Kuchen. Damit er sich Metrowiec nennen darf, muss er mindestens einen Meter lang sein. Davon lässt du dir dann ein daumendickes Stück abschneiden, das wird gewogen und schon kommst du in den Genuss dieser polnischen Gebäckspezialität. Was den polnischen Meterkuchen so köstlich macht, ist seine Zusammensetzung:  ein luftiger Biskuitteig, mit Puddingfüllung und Schokoladenkuvertüre.

kuchen essen in Stettin

In Stettin bekommst du den besten Meterkuchen in der Konditorei & Café Koch. Davon gibt es in Stettin wie in ganz Polen mehrere Filialen, das gemütlichste befindet sich zwischen Zentrum und Neustadt nahe des „Berliner Tors,“ Brama Portowa. Das Café ist zweigeteilt in Konditorei und Gastronomie – falls das Café den Meterkuchen nicht vorrätig haben sollte, kannst du ihn einfach in der Konditorei kaufen und im Caféraum essen.

Café Koch, aleja Wojska Polskiego 4, 70-471 Stettin

Weitere Orte für Kuchen in Stettin

Cup&Cake by Izybar: Was der Name sagt – hier gibt es Cupcakes in allen erdenklichen Variationen. Ksiecia Bogusława 44/2Stettin 70-441
Stojaki: Hippes Third-Wave-Café mit wechselnden Torten wie z.B. Lemoncurd-Cheesecake. Rayskiego 19
70-442 Stettin

3. Authentische & günstige Hausmannskost in der Milchbar

In die polnischen Milchbars verirrt sich kaum ein Tourist, was meiner Meinung nach ein großer Fehler ist – denn hier bekommst du die traditionelle polnische Küche zu sehr günstigen Preisen. Einst gab es in Polen über 4.000 Milchbars, heute existieren nur noch 140. In Warschau wird das  Konzept erfolgreich wiederbelebt, was Nostalgiker aber als „falsche Milchbar“ bezeichnen. Eine echte Bar Mlezny ist die Bar Turysta in Stettin.

typisches essen in Stettin

Fast hätte ich mich nicht hineingetraut, weil mich etwas Schwellenangst und fehlende polnische Sprachkenntnisse daran hinderten. Einmal einen Fuß hineingesetzt ist aber alles ganz einfach. Zwar kann ich auf der täglich wechselnden Karte keines der Gerichte übersetzen – Pierogi stehen heute leider nicht drauf – dafür sehe ich die Speisen hinter einer Scheibe und muss einfach nur darauf zeigen. Dazu ein Nicken der Bedienung auf meine Frage „wegetariánski?“ und ich bekomme ein fleischloses Gericht in Form einer Tomatensuppe und zwei mit Frischkäse und Kartoffeln gefüllten Teigröllchen namens „Pasztet jajeczny“ für unter zwei Euro.

Bar Mleczny Turysta, Edmunda Bałuki 6A, 70-001 Szczecin

Weitere Milchbars in Stettin

Bar Mleczny Zacisze, Adama Asnyka 19, 71-527 Stettin
MAK POLAND Bar mleczny, księdza Biskupa Władysława Bandurskiego 87, 71-685 Stettin

4. Nicht nur an Weihnachten: Stettiner Peperkoken

Nürnberger Lebkuchen sind dir wahrscheinlich ein Begriff, aber hast du schonmal von Stettiner Lebkuchen gehört? Wenn nicht, dann solltest du diese Wissenslücke unbedingt schließen. Die Rezeptur für die Stettiner Peperkoken orientiert sich an der Original-Zubereitungsweise aus dem 19. Jahrhundert. Damals wurden in den pommerschen Dörfern Lebkuchen in der Pfanne, im Ofen und auf Stein gebacken. Seit 1938 führen historische Quellen die Stettiner Peperkoken auf und seit damals gibt es auch die Tradition, Weihnachtsbäume mit aus Lebkuchen gebackenen Ankern, Schiffen, Möwen und Fischen zu schmücken.

Lebkuchen aus Stettin

Die Stettiner Lebkuchen  gibt es heute das ganze Jahr über: die Bäckerei Filipinka hat sich auf das Peperkoken-Backen spezialisiert. Hier werden die Lebkuchen nach dem Originalrezept von Bäckermeister Jan Tablinscy hergestellt, in weicherer, simpler Ausführung und der härteren, mit Zuckerguss verzierten Motiv-Variante. Ihm ist es auch zu verdanken, dass die Stettiner Lebkuchen in die Liste der traditionellen Produkte der Woiwodschaft Westpommern aufgenommen worden sind.

Um zur Filipinka Bäckerei zu kommen, musst du ein wenig Mühe auf dich nehmen, denn diese liegt außerhalb des Stadtzentrums, in einer Gegend, die man getrost als trist bezeichnen könnte. Mit dem Bus 75 oder 86 fährst du bis fast direkt vor die Ladentür, eine einfache Fahrt kostet dich zwei polnische Zloty.

Filipinka, Stanisława Ignacego Witkiewicza 1B, 71-121 Stettin, Bushaltestelle Witkiewicza Szkoła

5. Von Stettin nach Eberswalde: Spritzkuchen

Das mit dem Spritzkuchen ist so eine Sache. Erstmalige Erwähnung fand er Anfang des 18. Jahrhunderts in einem fränkischen Standardwerk über das Backen, doch eigentlich gehen wir heute davon aus, dass der Spritzkuchen, so wie wir ihn kennen, im brandenburgischen Eberswalde beheimatet ist. Wie der Spritzkuchen nach Eberswalde kam, das kannst du bei GoOnTravel.de nachlesen, denn die Bloggerinnen Anne und Anja stammen beide aus der Spritzkuchenstadt.

Ende des 18. Jahrhunderts, also gute 30 Jahre bevor der Berliner Konditor Gustav Louis Zietemann den Spritzkuchen in Eberswalde und darüber hinaus berühmt machte, fand sich in einem Stettiner Backbuch eine Backanleitung für ein Brandteiggebäck, das doch sehr an Spritzkuchen erinnert. Wurde der Spritzkuchen gar in Stettin erfunden? Zumindest darauf können wir uns einigen: der Spritzkuchen ist sicherlich einige Male zwischen Berlin und Stettin hin- und hergefahren worden, denn Eberswalde und Zietemanns Bäckerei lagen günstig an der Bahnlinie Berlin-Stettin, wovon heute noch eine Statue im Bahnhofsgebäude zeugt.

Typisches Gebäck aus Stettin

Will mann heute den berühmten Spritzkuchen in Stettin essen, wird man  zunächst enttäuscht. Jedenfalls scheint der Spritzkuchen kein Aushängeschild der Stettinschen Backkunst zu sein. Und plötzlich, als ich mit Anja, also besagter Bloggerin und Spritzkuchenkennerin durch das morgendliche Stettin laufen, entdecken wir in einem kleinen Büdchen ein Gebäck, das bereits von der Optik stark an das Eberswalder Gebäck erinnert. „Gniazdko,“ also „Nest“ heißt das süße Teilchen, das eben eher wie ein Nest als ein Ringe aussieht, doch, tatsächlich: es schmeckt exakt wie ein Eberswalder Spritzkuchen.

Hier findest du den Stettiner Spritzkuchen: Bäcker-Container gegenüber der Tramhaltestelle „Wyszyńskiego“,  an der DK10 Straße, rechterhand so ziemlich genau zwischen dem Westufer der Oder und der Jakobikirche.

6. Achtung, heiß und fettig: Stettiner Pastetchen

„Frittiert schmeckt’s besser“ ist das Motto eines Exfreunds von mir, und damit hat er gar nicht mal so unrecht. In Stettin hat man diese Aussage mit den Stettiner Pastetchen verinnerlicht. Bei diesem typischen Stettiner Snack handelt es sich um gefüllte Hefeteigrollen, die in Fett ausgebacken werden. 2019 feiern die „Paszteciki szczeciński“  ihr 50-jähriges Jubiläum, denn 1969 wurden sie zum ersten Mal serviert. In ihrer Machart erinnern sie an die russischen Piroggen, die nichts mit den polnischen Piroggen zu tun haben. Achtung, jetzt wird’s kompliziert: was dem Pole sein Pierogi ist dem Russe sein Pelmeni! Zurück zu den Pastetchen: diese sind entweder fleischhaltig oder vegetarisch, z.B. mit Quark oder Kohl und Pilzen gefüllt und werden mit einer dunkelroten Sauce aus roter Beete serviert.

traditionell essen in Stettin

Um Stettiner Pastetchen zu essen, musst du in einen typischen Stettiner Imbiss gehen. Eine gute Adresse dafür ist die Bar Pasztecik im Zentrum unweit des Aleja Fontann. Aber Achtung: wie auch viele Piroggen-Restaurants sind die Stettiner Pastetchen Imbisse sonntags geschlossen.

Bar Pasztecik, aleja Wojska Polskiego 46, 70-001 Stettin

7. Cocktail mit Aussicht über Stettin: Café 22

Ein 360-Grad-Panoramablick über Stettin und dazu einen Martini-Cocktail…klingt gut? Finde ich auch! Die Top-Adresse für einen Sundowner mit Ausblick ist das Café 22 in Stettin. Wie es der Name bereits verrät, befindet sich die Café-Bar im 22. Stock des Pazim-Gebäudes, ein Komplex dessen Mittelpunkt ein runder Turm aus Stahl und Glas ist und an den auch das Radisson Blu Hotel angegliedert ist.

Skybar Cafe 22 in Stettin

Die Cocktail-Karte hält keine großen Überraschungen bereit, hat aber die gängigen Klassiker im Angebot. Neben einem Longdrink oder Cocktail solltest du im Café 22 auch den Starka Wodka probieren, der in Stettin gebrannt wird. Das kulinarische Angebot schafft es nicht auf meine Must-Eat-Liste, es gibt pragmatisches Barfood wie Panini, Burger und Sandwiches. Die Torten in der Vitrine sehen dagegen sehr vielversprechend aus und wenn du schon immer mal eine Sachertorte außerhalb von Wien im höchsten Gebäude von Stettin probieren wolltest, dann solltest du das im Café 22 tun. Übrigens: laut des Cafés setzen süße Speisen, die man im 22. Stock zu sich nimmt, nicht an – klingt nach einer sehr plausiblen Theorie, findest du nicht auch?

Café 22, plac Rodła 8, 70-419 Stettin

8. Schokoladenrausch, garantiert kalorienfrei

Wenn du der 22.-Stock-These nicht glauben willst, dann habe ich jetzt den ultimativen Low-Fat, Low-Carb, Low-Alles Tipp für dich. Was ist das allertollste an Schokolade überhaupt? Na gut, das ist der Moment, wenn die zarte Versuchung auf deiner Zunge schmilzt. Aber die zweitbeste Sache an Schokolade, das ist meiner Meinung nach auf jeden Fall der Duft. Der Geruch flüssiger Schokolade ist eines der Dinge, die mir das Hirn vernebeln und mich in einen rauschähnlichen Glückszustand versetzen. Genau diesen Endorphin-Kick kannst du in Stettin erleben, und zwar ganz ohne gemeine Nebeneffekte wie Hüftspeck oder Hamsterbacken. Wie das funktioniert? Du musst einfach nur an der Oder entlang laufen, nahe des Yachthafen North East Marina und gegenüber der berühmten Hakenterrasse.

Yachthafen Stettin mit Blick auf die Hakenterasse

Ganz in der Nähe befindet sich eine Schokoladenfabrik und das riecht man – enorm! Als ich mit meiner Bloggerfreundin dort an einem Montagmorgen noch vor Tagesanbruch verweile, um den Sonnenaufgang zu fotografieren, haben wir zunächst davon keinen blassen Schimmer, bis wir uns beide gegenseitig versichern, dass wir nicht halluzinieren. Uns beide hat das enorm glücklich gemacht. Extra-Tipp, jetzt aber mit Kalorien: Falls dir der Duft nicht ausreicht und du jetzt erst recht Schokolade essen willst, dann probiere unbedingt die Pralinen aus dem kleinen Laden „Jarmark Jakubowy“ gegenüber der Jakobi Kirche.

So kommst du nach Stettin

Gerade von Berlin aus ist Stettin sehr einfach mit dem Regionalzug zu erreichen. Die Fahrt dauert je nach Verbindung und Umsteigen vom Berliner Hauptbahnhof ungefähr zwei Stunden. Das Tolle daran: das Berlin-Brandenburg-Ticket gilt hier auch, d.h. hier können auf ein Ticket für 29 Euro (bzw. 22 Euro abends ab 18 Uhr mit den Brandenburg-Berlin-Nacht-Ticket) bis zu fünf Personen fahren.