wie-ich-lernte-das-fahrradfahren-zu-lieben

Wie ich lernte, das Fahrradfahren zu lieben

Vom Fahrradmuffel zum Fahrradfan und was ist rosa Rad damit zu tun hat

Fahrradfahren und ich, das ist so eine Sache. Einerseits sitze ich schon auf dem Rad, seitdem ich denken kann, andererseits war für mich das Radfahren immer eher so eine praktische Angelegenheit als ein Freizeitvergnügen. Das Rad war mein Transportmittel um möglichst günstig und stressfrei von A nach B zu gelangen. Selten mal habe ich aus freien Stücken eine Radtour unternommen, meist war es eher von der Familie vorgegeben und es ging darum, etwas mit Freunden zu unternehmen. Nach einem Fahrradklau und zwei Fahrradunfällen innerhalb von zwei Jahren, von denen mir noch eine Platte und diverse Schrauben im Fuß als Souvenir erhalten geblieben sind, hatte ich immer weniger Lust mich auf den Sattel zu schwingen.

Von der Angst vor dem Fahrradfahren…

Irgendwie wurde ich mit der Zeit etwas vorsichtiger, manchmal fast schon zu ängstlich (andererseits aber auch nicht vernünftig genug, um zum Beispiel einen Fahrradhelm zu tragen). Die Autofahrer in Berlin können manchmal auch extrem rücksichtslos sein. Andere Straßenverkehrsteilnehmer sowie andere Radler natürlich auch. Und ja, ich gebe es zu, ein gewisses Maß an Faulheit gehörte auch dazu, dass ich in den letzten Jahren weitaus weniger Strecken mit dem Fahrrad zurückgelegt habe als mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, dem Car2Go-Smart oder dem Taxi.

…zur neu entfachten Fahrradliebe

Das alles hat sich erst vor ungefähr einem Jahr geändert, durch einige verschiedene Umstände, die sich alle magische Art und Weise zusammengefügt haben, so dass ich jetzt wieder sagen kann: ich liebe Radfahren! Ich benutze mein Fahrrad, so oft es geht. Und das nicht mehr nur, um mich zu einem bestimmten Ziel hinzubewegen, sondern auch aus reiner Lust am biken. Folgende fünf Umstände führten dazu, mich vom Fahrradmuffel zum Fahrradfan zu machen.

Umstand 1: Typ weg, Auto weg

Zugegeben, der erste Schritt in mein neues Leben als Radlerin war nicht ganz freiwillig. Ich hatte, durch die Veränderung meiner privaten Lebenssituation, plötzlich nicht mehr täglich ein Auto zur Verfügung. Wenn das Auto direkt vor der Tür steht, ist die Versuchung nur allzu groß, sich einfach reinzusetzen und sich bequem irgendwo hin zu kutschieren. Der Aufwand, sich um ein Carsharing-Auto oder ein Taxi zu kümmern ist zwar nicht groß, man überlegt es sich aber dennoch zweimal ob man dann nicht doch lieber auf das Zweirad umsteigt, das man eh zur Verfügung hat.

Umstand 2: I like my bike

Ich habe endlich wieder ein Fahrrad, dass ich wirklich gerne fahre. Es ist kein teures Rad, es ist eigentlich nix besonderes, es ist noch nicht mal neu. Das Fahrrad wurde mir von einem Bekannten aus verschiedenen Teilen kaputter alter Räder zusammengebaut. Aber es fährt sich einfach echt gut. Und ich bilde mir ein, dass es so einzigartig ist, dass es sich ein möglicher Dieb zweimal überlegt, bevor er sich dran macht, es zu knacken. (Falls dies ein Trugschluss sein sollte werdet Ihr es hier an erster Stelle erfahren).

Umstand 3: Lust auf Wind und Wetter

Natürlich finde ich es immer noch ganz schön ungeil, wenn es plötzlich krass vom Himmel schüttet, während ich gerade in die Pedalen trete. Ein bisschen Nieselregen, Gegenwind oder kühlere Temperaturen halten mich allerdings nicht mehr davon ab, das Rad zu nehmen. Warum das so ist? Ganz einfach, es handelt sich hierbei wieder einmal um eine der vielen angenehmen Nebenerscheinungen des Laufens. Die Läufer unter euch werden es kennen: ist man zu lange drin, will man nach draußen. Mir geht es so, dass ich mein tägliches Maß an Frischluft brauche, ich will, dass der Wind durch meine Haare fliegt, ich will die warme oder kühle Luft auf meiner Haut spüren.

Umstand 4: Training

Meistens fahre ich immer noch langsam. Vor allem wenn’s bergauf geht, und sei es nur die kleinste Steigung, (Hallo, Warschauer Brücke) werde ich ständig überholt. Wenn’s dann aber doch mal raus aus den stark befahrenen Straßen geht und ich das Gefühl habe, genug Platz und Luft zu haben, darf es mittlerweile schonmal etwas schneller sein. Radfahren ist ein prima Ausgleichssport zum Laufen. Die Knie werden viel weniger belastet und es werden andere Muskelgruppen trainiert, das wissen zum Beispiel auch die deutschen Laufwunder, die Hahner Twins, die nicht selten aufs Rad steigen um sich für einen Marathon fit zu machen.

Umstand 5: Inspiration

Wiebke, eine gute Bekannte von mir, ist leidenschaftliche Radfahrerin und hat ihrer Passion zunächst einen Blog gewidmet und ist dann sogar berufliche Fahrradfahrerin geworden – nämlich Fahhradkurier. Sie hat mir damals ein besonders praktisches Gadget empfohlen: den Finn, die Handyhalterung für’s Fahrrad. Ich bin seit Kurzem im Besitz eines Finn und kann das kleine Ding nur empfehlen. Es lässt sich wahnsinnig einfach an- und abbringen, nimmt selbst in der kleinsten Tasche kaum Platz weg und wird nachhaltig in Österreich hergestellt. Ein extra-Gimmick ist die Citizen Bike-App mit Fahrrad-Karten, die man mit dem Kauf eines Finn gratis dazu erhält.

So, jetzt kennt du die Umstände, die dazu geführt haben, dass mein Rad wieder recht oft zum Einsatz kommt – und längst nicht mehr nur in Berlin.

Wie hältst du es mit dem Radfahren? Hast du irgendwelche Tipps, Links oder Ideen, die du mir und den Tracks and the City Leserinnen verraten magst? Ach ja, nochwas: falls Ihr ein Label kennst, das wirklich schöne Fahrradhelme herstellt, würde ich mich über einen Hinweis in den Kommentaren freuen!

Happy cycling,

Sandra