1000 places to see before you die jubiläumsausgabe aufgeklappt
Foto: T. Tronecker

Buchrezension: 1000 places to see before you die – Aktualisierte Neuauflage

Was "Die neue Lebensliste für den Weltreisenden" kann und meine Alternativtipps

Über 5 Millionen Mal verkauft, in 25 Sprachen übersetzt:  Das etwas andere Reisebuch „1000 places to see before you die“ hat seit seinem erstmaligen Erscheinen in 2003 Rekorde gebrochen und Standards gesetzt. Aber funktioniert so eine Reiseliste in Buchform auch noch im Jahr 2020?

1000 places to see before you die – die Erstausgabe von 2003

Ich weiß noch ganz genau, wie mir vor ungefähr 15 Jahren ein Buch mit dem Titel „1.000 places to see before you die“ in die Hände fiel, damals noch in der englischsprachigen Ausgabe. Lange bevor ich überhaupt daran dachte, einen Reiseblog zu beginnen, war ich sofort angefixt von diesem Buch mit dem Titel, der in mir einerseits begeisterte und andererseits akute Torschlusspanik in mir auslöste. Wie sollte ich das denn bitte innerhalb meines restlichen Lebens, auch wenn es hoffentlich noch richtig lange mit mir weitergehen sollte, schaffen?

So many places, so little time

Es dauerte eine Weile, bis ich verstanden hatte, dass dieses Buch nicht die ultimative Bucket-List, die ich Punkt für Punkt abzuhaken hatte, bedeutete – sondern eine stetige Inspiration und eine Erinnerung dafür, welche magisch schönen Orte und Abenteuer diese Welt für uns alle bereithält. Seitdem lasse ich mir jedes Jahr den gleichnamigen Abreisskalender zum Geburtstag schenken und freue mich jeden Morgen an einem neuen Bild, wissenswerten Fakten oder eine Reiserätsel.

frau liest reiseführer
Foto: T. Tronecker

1000 places to see before you die – Die aktualisierte Neuauflage

Über ein Jahrzehnt später ist mir das Buch wieder über den Weg gelaufen. Diesmal in einer golden funkelnden Jubiläumsausgabe* und in deutscher Sprache. Es ist immer noch genauso dick und schwer wie das alte Original, es ist immer noch vollgepackt mit Informationen, viel Text und vergleichsweise wenig Fotos. Wie es mir heute gefällt, was ich daraus mitnehme und was ich ein wenig anders sehe – meine Rezension zur aktualisierten Neuauflage des Klassikers von Patricia Schulz.

Worum geht’s?

„1000 places to see before you die“ möchte „die Grenzen des Reisebuch-Genres völlig neu definieren“, und da muss ich der Autorin bzw. dem Verlag nicht ganz unrecht geben. Lange bevor Bucket Lists im Internet populär wurden war Patricia Schulz in Sachen weltweite Reise-Must-Sees eine Vorreiterin. Und der Erfolg gab ihr Recht: das Buch wurde bisher über 5 Millionen Mal verkauft und in 25 Sprachen übersetzt, regionale Ableger nicht mit eingerechnet.

Wer hat’s geschrieben?

Patricia Schulz ist seit über 30 Jahren Reisejournalistin und lebt und arbeitet in New York City.

Wie ist es aufgebaut?

Das Buch ist nach geografischen Regionen und Unterregionen unterteilt, von den Kontinenten über Länder bis hin zu Bundesstaaten und Städten. Zu jedem Eintrag gibt es zusätzlich Informationen über den Standort, die Tourismusinformation, zu Reiseanbietern, Unterkünften, Ausflügen, Gastronomie, Preisen, Reisesicherheit und Einreisebestimmungen. Im Vergleich zur ersten Ausgabe hat die Autorin für diese Jubiläumsausgabe öfter mal mehrere Orte zu einem ausführlicheren Beitrag zusammengefasst und eine Art „Mini-Rundreiseroute“ erarbeitet. Und es gibt nicht nur Orte, die man laut Patricia Schultz sehen muss, sondern auch Speisen und Getränke, die es zu probieren gilt, Festivals die man unbedingt besuchen sollte und Musik die man hören muss.

jubiläumsausgabe 1000 places to see before oyu die

Für wen ist das Buch geeignet?

„1000 places to see before you die“ kam genau in dem Moment zu mir, als es hieß: Mit Reisen is erstmal nix. Und zwar für eine ganze Weile.“ Was gibt es da schlimmeres als ein 1200-Seiten-dickes Buch mit einer Reiseempfehlung nach der anderen? So einiges kann ich dir sagen. Denn anstatt mich zu betrüben, dass ich aufgrund der aktuellen Situation gerade nicht reisen kann, ist das Buch für mich eine tägliche Flucht in die Ferne. Ich blättere tatsächlich fast jeden Morgen darin, mache Notizen und markiere mit Klebchen. Ich bin mir sicher, dass wir irgendwann wieder reisen können aber solange das eben nicht geht, träume ich mich einfach gern an andere Orte.

Ich nutze das Buch aber nicht nur für Reisen, die in der Zukunft liegen, sondern auch für die, dich ich vor langer Zeit gemacht habe – mich zurück träumen und von Orten und Erlebnissen lesen, die ich schon fast wieder vergessen habe, plötzlich aber wieder ganz lebendig werden. Wie zum Beispiel das Death Valley in Kalifornien, wo wir wegen Überhitzung des Kühlungswassers aus dem Van aussteigen mussten. Bei 54 Grad im Schatten (den’s aber nicht gab). Oder wie wir uns in Kapstadt wegen eines Missverständnisses eine Verfolgungsjagd mit der Polizei geliefert haben und wie uns Michael Ballack dann aus der Bredouille holte. So viele Stories, die auf einmal wieder da sind.

Langer Rede kurzer Sinn: Dieses Buch ist für hoffnungslose Optimisten wie mich und vielleicht auch dich, für Tagträumer und Abenteurer und generell Menschen die bei „Virus“ zuallererst an den Reisevirus denken, der in ihnen steckt.

5 Vorschläge aus „1000 places to see before you die“ und meine Alternativtipps

Es ist ja klar, dass, wenn man ein Buch über 1000 Orte schreibt, man längst nicht auf alle sehenswerten Orte eingehen kann und dass jeder vielleicht etwas anderes als Sehenswert erachtet. Zu ganz vielen Locations aus dem Buch kann ich auch gar nichts sagen, weil ich zum Beispiel schlichtweg noch nie im nahen Osten, Australien, Neuseeland oder dem Großteil von Asien war. Deshalb habe ich mir natürlich explizit fünf Orte ausgesucht, an die ich schon einmal gereist bin oder die ich aus anderen Gründen gut kenne – und habe die dort meiner Meinung nach vernachlässigten bzw. ausgesparten „Must Sees“ oder „Must Dos“ hinzugefügt.

Arenenberg-Schweiz
Der Bodensee kommt eindeutig zu kurz in „1000 places to see before you die“!

1. Der Bodensee (Deutschland/Österreich/Schweiz)

Der Bodensee ist im Buch nicht alleine aufgeführt, sondern teilt sich eineinhalb Seiten mit der Deutschen Alpenstraße. Deswegen kommt der See, an dem ich aufgewachsen bin, meiner Meinung nach auch deutlich zu kurz. Aufgeführt sind die touristischen Highlights mit der Blumeninsel Mainau und der Konzilstadt Konstanz mit seinem ehemaligen Kloster und heutigem Inselhotel. Das war’s dann auch schon. Ich lege dir jedoch noch viele weitere andere Orte am Bodensee ans Herz, wie die Insel Reichenau mit ihren drei mittelalterlichen Kirchen, übrigens UNESCO Welterbe. Oder meine Heimatstadt Radolfzell mit der Liebesinsel, einem der ältesten Naturschutzgebiete Deutschlands. Das Storchendorf Böhringen, die Marienschlucht auf der Halbinsel Bodanrück, der Bodensee-Hausberg Pfänder, die Pfahlbauten in Unter-Uhldingen, die Bregenzer Seebühne, die Stiftsbibliothek in St. Gallen und und und….

2. Hay-on-Wye, & Wye Valley, Wales (Großbritannien)

Sehr cool, sowohl die Bücherstadt Hay-on-Wye sowie das Wye Valley in Wales haben einen eigenen Eintrag. Was mich auch besonders daran erfreut, ist dass die Llangoed Hall erwähnt wird, eines der schönsten Herrenhäuser, in denen ich je weilen durfte. Dort gab es im Übrigen einen sehr guten Afternoon Tea – denn allerbesten gibt es allerdings ein paar Meilen weiter, im The Angel in Abergavenny. Deutlich zu kurz gekommen ist im Buch der Brecon Beacons Nationalpark, der lediglich in der Infobox kurz genannt wird, der meiner Meinung aber nach mindestens eine halbe Seite verdient hätte – mit Bildern der tausenden von Schafen, wilden Ponies und dem grünsten Gras der Welt. Insofern, liebe zukünftige Wales-Reisende: Hay-on-Wye unbedingt besuchen, das Wye Valley mit seiner Tintern Abbey auch – die Brecon Beacons aber auf gar keinen Fall auslassen!

3. Sevilla & Madrid (Spanien)

Beim Eintrag zu der andalusischen Stadt Sevilla habe ich rein gar nichts zu beanstanden, vom Königspalast Alcázar über Flamenco und Semana Santa bis hin zu Tapas ist so gut wie alles Wichtige angeteasert. Trotzdem möchte ich dir noch eine Sache ans Herz legen, falls du jemals nach Sevilla kommst: Sevillas Verbindung zu Hip Hop. Ich durfte Sevillas alternative Hip Hop Szene in jungen Journalistinnenjahren auf einer Recherchereise kennenlernen und sage deshalb jedem, der von Sevilla spricht: Sevilla ist mehr als nur Flamenco.

flamenco grafik in reiseführer

Auch meine spanische Lieblingsstadt Madrid wird auf zweieinhalb Seiten würdig angepriesen, nur eine Sache stört mich: die Stierkampfarena Ventas zu erwähnen, ist noch in Ordnung, schließlich ihat sie eine große Bedeutung für die Stadt. Tipps zu geben, wie man sich einen Stierkampf anschauen kann, finde ich persönlich nicht in Ordnung. Alternativ rate ich dazu, sich von Nonnen gebackene Kekse im Schweigekloster zu kaufen, köstlich und ein ganz spezielles Erlebnis. Weitere Ideen für deinen Madrid Aufenthalt findest du in meinem Blogpost Madrid für Anfänger.

4. Seoul (Südkorea)

Zwei Seiten im Buch sind Südkoreas Hauptstadt Seoul gewidmet, und zwar genau so, dass der Leserin gleich klar wird, was hier Sache ist: Links der Prunk der Vergangenheit mit den Palästen der Joseon-Dynastie, rechts die Moderne mit Seouls Designboom. Statt dem erwähnten grünen Salat mit Heuschrecken rate ich dem zukünftigen Seoul-Besucher dringend, sich mit Seouls Trinkgepflogenheiten zu befassen: zum einen mit der unglaublich vielfältigen koreanischen Kaffeekultur, zum anderen mit Soju, dem alkoholhaltigen Nationalgetränk Koreas.

5. Tiflis (Georgien)

Juhu, im Kapitel über die georgische Hauptstadt Tiflis bzw. Tbilisi wird auch auf georgische Weine sowie auf die von mir so heißgeliebten Teigtaschen namens Khinkali eingegangen. Weitere kulinarische Erlebnisse der georgischen Küche (es gibt unter anderem ein Käseboot, kein Scherz!) sowie Restauranttipps findest du in meinem Tiflis Food Guide.

khachapuri-georgien
Eine der vielen Varianten der georgischen Brotspezialität Khachapuri

Info

Patricia Schultz: 1000 places to see before you die – die neue Lebensliste für den Weltreisenden*
Vista Point Verlag
Deutschland 2020

Offenlegung: Das Buch wurde mir als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt

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